Eidg. Departement für Chabis

EDA, EDI, EFD, EJPD, UVEK, VBS und WBF heissen unsere sieben eidgenössischen Departemente. Bald kommt ein neues dazu, nämlich das Eidgenössische Departement für Gemüse und Gesundes und so, abgekürzt GUGUS.
Text: Monsieur Tabasco
Veröffentlicht: 19.03.2018 | Aus: Salz & Pfeffer 2/2018

Sellerie muss nicht mit brasilianischem Soja gefüttert werden.

Natürlich benötigt das GUGUS eine Bundesrätin. Also eine Frau. Kein moderner Mann bei Trost will den Frauen ihre evolutionär bedingte Gemüsekompetenz streitig machen, gell, vielmehr ist es ein Gebot der Stunde, den Frauen mit einer grosszügigen Geste das wichtigste Departement zu überlassen, nicht wahr, und da unser Land ja nicht mehr von den Russinnen und Russen bedroht wird, sondern vom Fleischkonsum, ist das GUGUS weitaus wichtiger als beispielsweise das VBS von Guy Parmesan.

Als ideale GUGUS-Vorsteherin gilt zweifellos die 1991 aus dem wilden Kurdistan eingewanderte Sibel Arslan. Weil sie selber junges Gemüse ist. Weil sie dann nichts Dümmeres macht. Weil sie als Baslerin einen Kompetenzvorteil mitbringt. Der Basler Grosse Rat nämlich fordert in einem Postulat von seiner Kantonsregierung eine Gemüsebeauftragte. Er oder sie soll die Bevölkerung über die Saisonalität, Sortenvielfalt und Bewirtschaftung von Nutzpflanzen aufklären, sie den Komposthaushalt lehren und ihr das urbane Gemeinschaftsgärtnern nahelegen. Auch bei der Bepflanzung der Grünräume und Zierbeete soll vermehrt eine Integration von Nutzpflanzen in Betracht gezogen werden. Auf die grossen Herausforderungen ihres bundesrätlichen Amts kann Sibel Arslan sich also bequem zu Hause in Basel vorbereiten.

In Frage kommt auch Iveta Gavlasová, die 1993 in die Schweiz eingewanderte und erleichtert eingebürgerte Slowakin, die heute unter dem Namen Yvette Estermann als Luzerner Nationalrätin tätig ist. Auch sie hat einen Heimvorteil, ist es doch der Luzerner Stadtrat, der mit einer Plakatkampagne das Volk ermuntern will, mehr Gemüse und weniger Fleisch zu essen – zweitens für die Gesundheit, erstens für die Umwelt. Die Nutztierhaltung emitiert Wissenschaftlern zufolge nämlich fast gleich viel Treibhausgas wie der Verkehr, 14,5 Prozent gegenüber 15. Rinder benötigen fünf Mal mehr Agrarfläche als Rüebli. Für die Fenchelzucht wird kein Regenwald abgeholzt, Sellerie muss nicht mit brasilianischem Soja gefüttert werden. Und von Tierschutz, Wasserverbrauch, Welthunger und dem Ammoniak von Millionen Tonnen Kuhmist und Schweinegülle hat noch keiner was gesagt. Arslan oder Estermann als engagierte Vorsteherinnen des GUGUS und begeisterte Expertinnen für die Senkung des Ausstosses von Ammoniak – ein hübscher Gedanke.

Finanzieren wird die Eidgenossenschaft ihr neues Gemüsedepartement wohl mit einer Fleischkonsumsteuerungsabgabe. Zehn Rappen pro Kilo Fleisch ermöglichen 10 000 GUGUS-Mitarbeiterinnen, die 10 000 Broschüren schreiben und eine 1000-seitige Gemüseförderungsgesetzgebung entwickeln. Für die Integration von Nutzpflanzen in bundeseigenen Zierbeeten und die Einhaltung ethischer Mindeststandards bei der Zucht, Schlachtung und Zubereitung von Federkohl.

Die grösste Herausforderung für das GUGUS wird sicher der Aufbau des BEZMZG, des eidgenössischen Bundesamtes für die Entwicklung und Zertifizierung besonders vitamin- und klimaschonender Methoden der Zubereitung von Gemüse, sowie der eidgenössischen Kontrollstelle für die Oberaufsicht über die Unteraufsicht zur Einführung und Einhaltung noch festzulegender Gemüsequoten in den Kantinen bundeseigener sowie bundesnaher Betriebe sowie von Volksschulen, Betagtenbetreuungszentren und weiterer von der öffentlichen Hand finanzierter Verpflegungstätten. 2400 Stellen müssen geschaffen werden zur Aufgleisung und Etablierung der Fleischlenkungsabgabe und deren regelmässiger Erhöhung zur schrittweisen Senkung des Fleischkonsums auf den Stand vor 1990.

Für die Gastronomie gelten schärfere Regelungen. Die Lektüre des 1000-seitigen GUGUS-Gemüseverarbeitungssempfehlungskataloges für Grossküchen wird in einer ersten Phase empfohlen, in einer zweiten vorgeschrieben. Für Küchen von unter 3,452 Quadratmetern Grösse oder mit einer Brigade von weniger als 0,423 gelernten Köchen gilt eine reduzierte Pflichtlektüre von nur 893 Seiten und elf Zeilen. Die Besuche ausgebildeter Nutzpflanzenzubereitungsförderungsdurchsetzungsbeamter erfolgt unangekündigt. Die mehrfache gesetzwidrige Unterschreitung der Gemüseumsatzpflichtmenge in Relation zum Fleischverkauf kann eine Schliessung des Betriebs zur Folge haben, bei besonders schwerem Vergehen muss der verurteilte Wirt seine Haftstrafe in einer Gemeinschaftszelle mit Veganern absitzen, das wird ihn Mores lehren.

Natürlich ist unbestreitbar, dass viele Leute keinen blassen Schimmer mehr haben, wann was Saison hat, wo was wächst und wie mans zubereitet. Die Gymnasiastinnen pauken in der Schule Goethes thermonuklearen Dreisatz und verteilen die Prüfungsfragen via Whatsapp im Klassenchat innert Zehntelssekunden, aber wenn man sie nach der Herkunft von Pommes frites fragt, dann vermuten sie, dass diese in Alaska angebaut und im Winter geerntet werden, schliesslich sind sie ja gefroren. Bestätigt wird diese kulturpessimistische Regel lediglich von jenen paar gymnasialen Streberinnen, die mittags im Tibits essen – und deren Eltern Stadt- oder Grossräte wählen, die Gemüse fördern.



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