Die Kafi-Botschafter

Kevin Mohler und Michel Aeschbacher* setzen sich als Teil der Specialty Coffee Association dafür ein, «guten Kaffee» in der breiten Masse zu verankern. Sie sagen, welche Rolle ihr junges Festival dabei spielt – und warum die Meisterschaften gerade für Gastronomen spannend sind.
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Veröffentlicht: 12.11.2019 | Aus: Salz & Pfeffer 8/2019
Unter Gleichgesinnten: Im neuen Café der Kaffeemacher am Basler SBB-Bahnhof kommen auch Kenner auf ihre Kosten.

«Es gibt nichts Schlimmeres, als in einem Spitzenbetrieb göttlich zu essen und dann einen hundsmiserablen Espresso serviert zu bekommen.»

Das erste Swiss Coffee Festival fand im März statt. Es sei ein voller Erfolg gewesen, sagen Sie. Woran messen Sie das?

Michel Aeschbacher:
Wir erhalten durchwegs positives Feedback, und fast alle Aussteller, die dabei waren, sind auch 2020 am Start. Dazu kommen rund zehn zusätzliche Aussteller. Das zweite Swiss Coffee Festival ist ausverkauft.

Was erwartet die Besucher?
Kevin Mohler: Der Gastronom, der sich über grosse Siebträger oder Wasserequipment informieren, Röster kennen lernen und sein Netzwerk ausbauen möchte, ist bei uns genauso richtig wie der Privatmensch, der einfach gern Kafi trinkt. Bis auf wenige besonders exklusive Röstungen ist der Kaffee am Festival gratis. Zu den mehr als 50 Ausstellern – darunter Röster, Maschinen-, Mühlen-, Getränkehersteller und viele mehr – kommt ein Programm mit Vorträgen, Talks und Cuppings. Ausserdem werden am Festival in vier von sechs Kaffeedisziplinen die Schweizer Meisterschaften ausgetragen.

Das ist ein Publikumsmagnet. Allerdings ist es gar nicht so leicht, Teilnehmer für die Wettbewerbe zu rekrutieren. Warum? 
Mohler: Der Aufwand ist gross: Die Teilnehmer müssen schon viel Zeit, Passion und durchaus auch Geld investieren. 
Aeschbacher: Wir empfehlen deshalb jedem Interessierten, sich Unterstützung zu suchen: Es gibt diverse Röstereien, die gern Hand bieten, weil die Meisterschaft eine Plattform ist, um zu werben. Ratsam ist auch, sich einen technischen Coach zu suchen, der einen pusht.

Das klingt in der Tat aufwendig. Warum sollte man sich das antun?
Mohler: Ich habe noch nie so viel über Kaffee erfahren wie in der Vorbereitung auf eine Meisterschaft. Gerade für Gastronomen ist das spannend: Man lernt inhaltlich viel, reift aber auch menschlich, weil man sich vor Publikum präsentieren muss. Und man trifft eine Menge Menschen aus der Kaffeeszene.
Aeschbacher: Die Kaffeemeisterschaften sind fĂĽr Gastronomen eine Weiterbildung, wenn man so will.

«Der Kaffee ist der letzte Eindruck beim Gast»: Kevin Mohler.
Kaffee ist nichts Elitäres, sondern sehr zugänglich»: Michel Aeschbacher.

Macht die Beschäftigung mit Kaffee einen Gastronomen denn besser in seinem Job?
Mohler:
Absolut. Es gibt nichts Schlimmeres, als in einem Spitzenbetrieb göttlich zu essen und dann einen hundsmiserablen Espresso serviert zu bekommen. Der Kaffee ist der letzte Eindruck beim Gast: Damit geht er nach Hause. Als Gastronom würde ich drum mindestens einen meiner Mitarbeiter ermutigen, sich an einer Meisterschaft zu beteiligen.
Aeschbacher: Ja, sie ist auch fĂĽr Gastrobetriebe eine Werbeplattform. Wer sich als Gast fĂĽr Kaffee interessiert, isst da, wo er weiss, dass es einen guten Barista gibt.

Die Relevanz von Kaffee hat sich verändert.
Aeschbacher: Extrem. Es wird mehr darüber geredet und auch geforscht. Vor zehn Jahren war man auf einem Wissensstand von vielleicht 20 Prozent. Heute sind es 40 Prozent. Das ist ein riesiger Sprung – und bietet doch noch viel Luft nach oben. 
Mohler: Was beim Wein längst Usus ist, spielt beim Kaffee zunehmend ebenfalls eine Rolle. Wir beginnen etwa zu verstehen, dass die Wahl der Hefen einen Unterschied in der Tasse macht.
Aeschbacher: Der Vergleich mit Wein ist wichtig, um das Bewusstsein für den Stellenwert von Kaffee zu schärfen. Dann muss man die Leute aber wieder beschwichtigen: Kaffee ist nichts Elitäres, sondern sehr zugänglich.

Dem Kaffee gehts also ganz gut in der Schweiz. Warum braucht es die SCA?
Mohler: Für eine Kaffeekultur ist im Prinzip kein Verband nötig. Wir fungieren aber als Sprachrohr des internationalen Dachverbands und als Plattform für die einzelnen Kaffeebetriebe in der Schweiz. Über uns bleibt man informiert, erfährt, was es Neues in der Branche gibt, und kann sich vernetzen. 

* Die gelernten Köche Kevin Mohler und Michel Aeschbacher sind heute in der Kaffeebranche tätig, haben beide schon erfolgreich an Wettbewerben teilgenommen und engagieren sich in der Swiss Specialty Coffee Association. Dort ist Mohler verantwortlich für die Kommunikation, Aeschbacher für die Eventorganisation.

Das zweite Swiss Coffee Festival findet vom 8. bis 9. Februar 2020 in der Halle 622 in ZĂĽrich-Oerlikon statt. Es richtet sich an Kaffee-und Gastroprofis, aber auch an den interessierten Endkonsumenten und vereint auf 2700 Quadratmetern den Messebetrieb mit ĂĽber 50 Ausstellern mit den Schweizer Meisterschaften in vier von insgesamt sechs Kaffeedisziplinen sowie mit Talks, Cuppings und einem Food Corner. Organisiert wird das Festival von der Swiss Specialty Coffee Association. Der Eintritt kostet acht Franken, dafĂĽr wird an jedem Messestand mindesten ein Kaffee kostenlos ausgeschenkt.
www.swisssca.ch



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