Als Jüngster im erlauchten Kreis
Der Gault & Millau hat in Ascona seine Auswahl 2025 vorgestellt. Marco Campanella mischt die Spitze auf – und für Mitja Birlo gibts eine eigene Kategorie.
«Wir wurden gegründet, um gesellschaftliche Herausforderungen unternehmerisch anzugehen.»
Als neue Verwaltungsratspräsidentin der ZFV-Unternehmungen führen Sie ein gastronomisches Potpourri: Zum Unternehmen gehören Personalrestaurants und Mensen, Bäckereien, öffentliche Restaurants und Hotelbetriebe. Was gefällt Ihnen an Ihrer neuen Aufgabe?
Nadja Lang: Mich faszinieren die Branche, aber vor allem auch die Wurzeln des ZFV mit seiner 125-jährigen Geschichte. Ich lege Wert darauf, dass sich unternehmerisches Denken und verantwortungsvolles Wirtschaften nicht ausschliessen. Dies ist in der DNA des ZFV verankert. Die einstigen Werte der Gründerinnen wie Menschlichkeit, Mut und Pioniergeist sind noch heute Teil der Unternehmenskultur. Der ZFV ist in den vergangenen zwanzig Jahren zwar stark gewachsen, aber trotz heutiger Grösse authentisch, bodenständig und bescheiden geblieben.
Sie sind, was die Gastronomie betrifft, keine Insiderin. Was qualifiziert Sie für den Job?
Nun, beruflich bin ich der Branche seit über zwanzig Jahren sehr nahe. Bei Max Havelaar waren wir beispielsweise strategischer Partner der Gastronomie, und bei Coca-Cola und General Mills war die Branche für uns ein wichtiger Absatzkanal. Themen des Ausser-Haus-Konsums, aber auch Nachhaltigkeit, Kundenorientierung und Digitalisierung sind mir bekannt und deshalb gute Anknüpfungspunkte für meine Aufgabe beim ZFV. Zudem verfüge ich über eine breite Verwaltungsratserfahrung in unterschiedlichsten Branchen.
Die ZFV-Unternehmungen haben noch viel Potenzial, ihre Ursprungswerte wie Menschlichkeit, Pioniergeist und Unternehmertum strategisch besser zu integrieren, sagten Sie unlängst. Woran denken Sie da konkret?
Wir wurden gegründet, um gesellschaftliche Herausforderungen unternehmerisch anzugehen. Ich sehe es als unsere Pflicht, uns immer wieder zu fragen, welche Themen die Gründerinnen heute aufgreifen würden, wenn sie denn an unserer Stelle stünden. Früher waren es alkoholfreie Kaffeestuben, heute können es beispielsweise Co-Working-Spaces mit Kinderbetreuung für Jungunternehmer sein. Herauszufinden, in welche Richtung wir uns genau bewegen, ist Ziel der nächsten Monate.
Personalverpflegung ist ein Verdrängungsmarkt. Veränderungen in der Arbeitswelt wie Homeoffice und dezentrales Arbeiten verändern das Geschäft: In Personalrestaurants herrscht nach ein, zwei Stunden Vollbetrieb oft Flaute. Wie wollen Sie diesen Herausforderungen in Zukunft begegnen?
Der Markt wandelt sich rasant, auf solche Veränderungen müssen wir mit neuen Angeboten und Konzepten reagieren. Beispielsweise moderne Mischungen aus Arbeitsplatz und Personalrestaurant anbieten oder auch neue gastronomische Angebote, die die ruhigeren Zeiten überbrücken.
In welchen gastronomischen Trends und Konzepten sehen Sie Potenzial?
Die Essgewohnheiten haben sich verändert. Man will nicht mehr punkt zwölf Uhr mittagessen und sich zudem verstärkt regional, vegetarisch oder vegan ernähren. Das alles sind für uns Chancen. Die Bedürfnisse unserer Gäste werden immer individueller und auch gesellschaftlich relevant. Darauf müssen wir reagieren und auch ausserhalb der klassischen Verpflegung denken – und kreative Angebote schaffen, die diese Bedürfnisse treffen.