Als Jüngster im erlauchten Kreis
Der Gault & Millau hat in Ascona seine Auswahl 2025 vorgestellt. Marco Campanella mischt die Spitze auf – und für Mitja Birlo gibts eine eigene Kategorie.
«Jede Unterstützung ist weiterhin willkommen.»
Cuisine sans frontières (Csf) lanciert weltweit Gastronomieprojekte mit humanitärem Hintergrund. Der Verein engagiert sich beispielsweise auch im Flüchtlingslager Burj el Barajneh südlich der libanesischen Hauptstadt Beirut. In Zusammenarbeit mit der lokalen Hilfsorganisation Women’s Program Association (WPA) bot Csf einer Gruppe von Bewohnerinnen ab 2017 erstmals eine einfache Gastronomieausbildung an. Die Frauen lernten etwa, wie man Lebensmittel haltbar macht, einen ausgewogenen Menüplan erstellt und ein eigenes Geschäft führt. Der Kurs bildete die Grundlage für den Aufbau eines von der Hilfsorganisation WPA begleiteten Cateringbetriebs, den die Frauengruppe aus dem Camp seither erfolgreich führt. Mittlerweile beliefert das im Flüchtlingscamp situierte Soufra Catering Botschaften, Büros der Uno und Veranstaltungen in ganz Beirut.
Seit der verheerenden Explosion, die sich am 14. August im Hafen von Beirut ereignete, hat das Team im Soufra Catering alle Hände voll zu tun: Die Frauen kochen täglich 300 Gerichte, die sie an die notleidende Bevölkerung verteilen. Mitte August wandte sich Cuisine sans frontières mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit, um die Frauen in ihrer Solidaritätsaktion zu unterstützen. Der Aufruf war ein voller Erfolg, wie der Verein nun bekanntgibt. «Unser Ziel von 5000 Franken hatten wir innert weniger Stunden erreicht», freut sich Anna Hofmann, Geschäftsleiterin von Csf. «In etwas mehr als einer Woche hatten wir rund 20000 Franken beisammen. Diese Hilfsbereitschaft hat uns überwältigt.» Das Geld habe man umgehend der Partnerorganisation WPA überwiesen, die das Soufra Catering gemeinsam mit den Frauen aus dem Camp betreibt. Nach wie vor herrscht in der Küche Hochbetrieb, zusätzlich zum Stammteam aus gut 15 Frauen sind derzeit bis zu 20 Helferinnen pro Tag im Einsatz. In Beirut leben seit der Explosion Zehntausende auf der Strasse, und die Pandemie verschärft die Lage noch. «Jegliche Unterstützung ist weiterhin willkommen», sagt Hofmann.
Das Flüchtlingslager Burj el Barajneh umfasst ein Gebiet von rund einem Quadratkilometer; es existiert seit 1948 und beherbergte bis vor einigen Jahren vor allem palästinensische Flüchtlinge. Seit Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011 hat sich die Zahl der Bewohner von 26000 auf 50000 erhöht; im Camp leben zunehmend auch syrische Flüchtlinge. «Angesichts enger Platzverhältnisse, beschränkter Ressourcen und immer mehr Menschen vor Ort häufen sich Rivalitäten und Konflikte zwischen den Bewohnern», sagt Hofmann. «Bemühungen zur Gemeinschaftsförderung sind in diesem Umfeld sehr wichtig.»
Hier kommen Projekte wie die von Csf ins Spiel. «Unsere Gastronomiekurse und später auch der Erfolg des Caterings zeigten eindrücklich, wie ein gemeinsames Projekt helfen kann, Konflikte zwischen Gruppen zu entschärfen», sagt Hofmann. «Die alltägliche Zusammenarbeit mit einem gemeinsamen Ziel fördert die Einsicht, dass man, egal, woher man kommt, in der gleichen Situation ist – und gemeinsam stärker.» Durch Corona und die Folgen der Explosion ist ein neu lanciertes Projekt von Csf im Flüchtlingscamp Burj el Barajneh ins Stocken geraten: die Soufra Cafeteria. Konzipiert ist diese als einfaches Restaurant von Frauen für Frauen. «Für Frauen wäre die Cafeteria die erste und einzige Möglichkeit im Camp, sich unbegleitet im öffentlichen Raum zu treffen», sagt Hofmann. «An Orten, an denen Männer verkehren, dürfen sie sich nicht allein aufhalten. Treffen unter Frauen sind bisher nur in den engen Behausungen des Flüchtlingslagers möglich.»
Für die Cafeteria hatte Csf eigentlich eine geeignete Lokalität gefunden. «Die Verhandlungen mit den Besitzern kommen aufgrund der aktuellen Lage derzeit aber nicht voran», sagt Hofmann. Der Verein hofft auf baldige Fortschritte. Die Cafeteria soll für Frauen nicht nur ein Treffpunkt sein, sondern ihnen auch Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten bieten. Schliesslich sollen ihre Räumlichkeiten dereinst auch eine vergrösserte und modernere Küche für das Catering beheimaten, was grössere Aufträge und mehr Arbeitsplätze für Frauen ermöglichen wird. «In vielen Familien ist das Einkommen dieser Frauen das Einzige, was zur Verbesserung der Lebensumstände beiträgt», sagt Hofmann, «und bewirkt, dass sie ihre Kinder zur Schule schicken können.»
Mehr Informationen zu Cuisine sans frontières und den Projekten im Flüchtlingscamp Burj el Barajneh sowie die Möglichkeit zur Spende gibts hier.