Als Jüngster im erlauchten Kreis
Der Gault & Millau hat in Ascona seine Auswahl 2025 vorgestellt. Marco Campanella mischt die Spitze auf – und für Mitja Birlo gibts eine eigene Kategorie.
«Unser Ziel ist es, allen die gleiche Chance auf Sichtbarkeit zu geben.»
Warum genügen die vorhandenen Bewertungssysteme für Restaurants wie Google-Rezensionen heutzutage nicht mehr?
David Kilchenmann: Das Interesse an Restaurantempfehlungen ist riesig, die Fünf-Sterne-Bewertung aber sehr undifferenziert. Ein Beispiel: Ich war mit Freunden auf einem Städtetrip in München und habe sehr viel Zeit für die Restaurantsuche aufgewendet. Schaue ich die Bewertungen für Lokale auf Plattformen wie Tripadvisor oder Google durch, frage ich mich: Was bedeuten eigentlich 4,6 oder 4,8 Sterne? Bedeuten fünf Sterne für mich das Gleiche wie für die 1000 Leute, die bereits eine Bewertung abgegeben haben? Hinzu kommt, dass Restaurants, die nicht zentral liegen oder kein Budget für Marketing haben, oft spät in den Suchergebnissen erscheinen. Diese Faktoren erschweren es, das perfekte Lokal zu finden, und die Resultate sind oft unbefriedigend.
Und was macht Taste Match besser?
Tobias Tröhler: Wir bauen eine App, die derzeit als Prototyp für Bern online verfügbar ist und auf die wir bisher schon viele ermutigende Reaktionen erhalten haben. Wir typisieren die Nutzerinnen und Nutzer mit einem einfachen Bildquiz und können so passende Restaurants empfehlen. Der Algorithmus basiert auf verschiedenen Studien, beispielsweise den sogenannten Sinus-Milieus, welche die Gesellschaft im Dach-Raum in Typen kategorisieren. Diese Grundlagen werden auch im Marketing oft verwendet. Es wird unter anderem abgebildet, in welcher Lebensphase jemand steckt oder in welcher Gesellschaftsschicht er oder sie sich bewegt. Weiter trainieren wir den Algorithmus mit den Interaktionen der Nutzerinnen und Nutzer. Er lernt so, welches ihre Lieblingsrestaurants sind, welchen Freunden oder Freundinnen oder Foodbloggern respektive -bloggerinnen sie folgen. Er merkt sich, wie sie besuchte Restaurants bewerten. So kann er individuell passende Empfehlungen abgeben.
Und wie funktioniert Taste Match?
David Kilchenmann: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Darum können unsere Userinnen und User angeben, welche Fotos von Restaurants sie ansprechen. In der Auswahl haben wir zum Beispiel Bilder von einem Fine-Dining-Gericht oder aber von einem Lokal im Industrial-Chic. Ein Restaurant ist ja nicht nur ein Ort zum Essen, sondern es repräsentiert ein Konzept, eine bestimme Küche, ein Ambiente und noch viel mehr. Mit Taste Match wollen wir eine interaktive Plattform schaffen, auf der die Nutzerinnen und Nutzer ihren Lieblingsköchen und -köchinnen, bekannten Foodbloggern und -blogerinnen oder auch ihren Freunden und Freundinnen folgen können. Sie sollen inspiriert werden, neue Orte zu entdecken, sowohl in der Heimatstadt als auch auf Reisen.
Welches Geschäftsmodell steckt hinter Taste Match?
Tobias Tröhler: Die Grundfunktionen der App werden gratis sein, vergleichbar mit einem Account bei Spotify, wobei wir aber so lange wie möglich auf Werbung verzichten wollen. Vor allem möchten wir keine sponsored recommendations, also keine bezahlten Empfehlungen. Es wird ein Premiummodell für Restaurants geben, aber auch für Userinnen und User, über das ich zu diesem Zeitpunkt aber noch keine Details verraten will.
Inwiefern profitieren Gastronominnen und Gastronomen von der neuen Idee?
David Kilchenmann: Unser Ziel ist es, allen die gleiche Chance auf Sichtbarkeit zu geben, unabhängig von ihrem Marketingbudget. Nur so können wir den Nutzerinnen und Nutzern ehrliche und passende Bewertungen bieten. Zudem möchten wir für die Restaurants auch die Plattform sein, um mit ihrer Community zu interagieren, freie Plätze zu besetzen oder neue Menüs zu präsentieren.
Können sich Betriebe denn bereits jetzt anmelden?
Tobias Tröhler: Aktuell sind 32 Berner Restaurants auf unserem Prototypen vertreten. Für die App möchten wir aber so viele Restaurants wie möglich aufnehmen. Zurzeit können Gastronominnen und Gastronomen sich noch nicht selbst registrieren, Interessierte können sich aber sehr gerne bei uns melden und wir nehmen sie auf. Zudem sind wir auch für jedes Feedback dankbar. Wir haben beide unsere Jobs gekündigt, um im Sommer oder Herbst 2024 mit der App online gehen zu können. Wir starten mit Restaurants in der Schweiz, möchten den Nutzerinnen und Nutzern in Zukunft aber weltweit Vorschläge, die genau zu ihnen passen, liefern.
Hinter Taste Match stehen David Kilchenmann und Tobias Tröhler aus Bern. Kilchenmann, mit einem Hintergrund in Betriebswirtschaft, und Tröhler, der gelernter Informatiker ist, haben beide lange bei einer Software-Firma gearbeitet. Neu sind sie selbstständig und entwickeln die App Taste Match. Die Software ist derzeit in einer Testversion unter tastematch.io verfügbar. Taste Match soll die individuellen Vorlieben der Userinnen und User mit einem passenden Restaurant zusammenbringen. Dafür können potenzielle Gäste ihre Vorlieben anhand eines Bildquiz angeben. Damit soll die App passendere und vielschichtigere Aussagen bieten als herkömmliche Arten der Restaurantbewertungen. Nach einem erfolgreichen Crowdfunding und einer Entwicklungsphase soll die App im Sommer 2024 gelauncht werden. Interessierte Gastronomen und Gastronominnen können sich direkt via Webseite bei den Gründern melden