Anschnitt

Jetzt haben wir den Salat

Wir müssen uns planetenfreundlich ernähren, dem Klima zuliebe. Teile der Landwirtschaft stehen am Pranger. Klar, hoher Wasser- und Landschaftsverbrauch, Massentierhaltung, ständige Verfügbarkeit und kostengünstige Lebensmittel fordern einen hohen Preis, den die Umwelt bezahlen muss. Dabei scheint die Planetenrettung doch ganz einfach: Gemüse und ausschliesslich Fleischalternativen, pflanzenbasierte Wurst, Nusskäse, Pflanzenmilch. Das hilft unserem Planeten – und ist gut für unsere Gesundheit. Klingt doch einleuchtend. 

Ganz so problemlos ist das Ganze dann aber doch nicht, wie kürzlich in einer umfassenden Publikation im American Journal of Clinical Nutrition zu lesen war. Die Autoren stellen durchwegs fest, dass eine vorwiegend pflanzenbasierte Ernährung zu Schwierigkeiten bei der Aufnahme von lebenswichtigen Mikronährstoffen führt, vor allem Zink, Kalzium, Jod sowie den Vitaminen B12, A und D. Selbst wenn mit Hülsenfrüchten mehr Eisen aufgenommen wird, bleibt der Eisenstatus wegen der geringeren Bioverfügbarkeit erschreckend niedrig. Einzige Ausnahme ist die Folsäure, aber insgesamt ist der Mikronährstoffstatus zu niedrig. Darüber hinaus weisen die meisten Studien gravierende Datenlücken und Mängel auf. Verlässliche randomisierte kontrollierte Studien existieren kaum, und Aussagen zu Biomarkern des Mikronährstoffstatus fehlen bis heute in nahezu allen Studien. Gerade diese Lücken erschweren es aber, zu verstehen, wie eine planetenfreundliche Ernährung den Mikronährstoffstatus und die damit verbundenen Gesundheitswerte beeinflusst. 

Also bleibts dabei: Neben reichlich pflanzlicher Kost kommt der Homo sapiens um einen Bissen Fleisch und Käse sowie ein Ei aus nachhaltiger Landwirtschaft doch nicht herum. Sonst gehts mit uns bergab. 

Thomas Vilgis

Physiker am Max-Planck-Institut für Polymerforschung
Ausgabe: Salz & Pfeffer 2/2024 / Datum: 04.04.2024


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