Sie halten nicht besonders viel von der traditionellen Fassreifung.
Stockhausen: Im Fass gibt es zwischen Holz und Destillat einfach zu wenig Kontakt. Dazu wird die Fass-Innenseite während sieben Minuten bei 3000 Grad geflämmt, das ist viel zu kurz. Da bildet sich zu wenig Aroma. Bei unserer Methode erhitzen wir die Holzpartikel viel weniger, dafür aber während zwei Stunden. Bei diesen Temperaturen werden vor allem Holzzucker und Vanillin gebildet. Geht man höher, entstehen Gott und die Welt, aber sicher nichts, was man im Whisky haben will. Ich sage es mal so: Unsere Whiskys sind so gut, obwohl sie zuerst drei Jahre im Fass lagerten.
Wie beurteilen Sie den globalen Markt für Whisky generell?
Böhler: Zurzeit herrscht ein wahrer Boom. In Irland schiessen die Brennereien aus dem Boden, in Schottland werden die Kapazitäten teilweise verdoppelt. Das wird noch ein paar Jahre so weitergehen. Allerdings werden jetzt Überkapazitäten aufgebaut, die irgendwann zu einem Problem führen. Das war Ende der Achtzigerjahre bereits einmal der Fall.
Was Sie nicht kontrollieren, ist die Herstellung des Grunddestillats.
Stockhausen: Seit einigen Monaten kooperieren wir dafür mit einem nordeuropäischen Hersteller, der mit einer Vakuumdestillation arbeitet. Der Vorteil davon ist, dass man den atmosphärischen Druck nicht überwinden muss und bei beträchtlich tieferen Temperaturen destillieren kann. Das Resultat sind unglaublich saubere und harmonische Whiskys.
Eine eigene Produktion in Ihrer Brennerei Langatun ist kein Thema?
Stockhausen: Doch, dafür arbeiten wir intensiv an einer Weiterentwicklung des Vakuumdestillation-Verfahrens, das noch bessere Ergebnisse bringt. Es sollte uns mittelfristig ermöglichen, zusammen mit einem Partner eine eigene hoch energieeffiziente Anlage in der Schweiz zu eröffnen. Das verfahrenstechnische Wissen bringe ich aus der chemischen Industrie mit. Meine lieben Kollegen und Kolleginnen im nördlichen Britannien tun das hingegen nicht: Die destillieren weiter tapfer gegen die Atmosphäre.
Dank der Stockhausen-Methode produzieren Sie ausgereifte Whiskys im Monatstakt. Was ist nächstes Jahr geplant?
Stockhausen: Die Zodiac-Reihe mit den einzelnen Sternzeichen haben wir abgeschlossen. Als Nächstes möchte ich unter dem Namen Exotic Woods die einzelnen Hölzer ins Zentrum rücken. Diese Abfüllungen werden aber stark limitiert sein, auf jeweils etwa 400 Flaschen. Und dann plane ich die totale Revolution: einen Whisky, der im Vakuum destilliert und einzig mit der Schnellreifung veredelt wird, also gar nie ein Fass von innen sieht. Das ist dann zwar offiziell kein Whisky, aber ganz sicher ein Statement.