Genuss gut verkaufen
GrundsĂ€tzlich gibt es beim Pairing drei verschiedene Lehrmeinungen: Man kombiniert GeschmĂ€cker entweder gleich mit gleich, gegensĂ€tzlich oder verstĂ€rkend. Völkening hat hier kein festgefahrenes Muster, obwohl er gerne Gleiches mit Gleichem paart. «Ich mag es, wenn sich GeschmĂ€cker gegenseitig erhöhen und so Nuancen erlebbar werden.» So sei dies etwa der Fall, wenn man ein belgisches Lambic zu Muscheln geniesst: «Da gahsch abe!» Und was tun, wenn ein Pairing doch mal misslingt? Völkening schmunzelt und sagt: «Entweder gut verkaufen oder ein neues Bier holen. Es ist am Ende Geschmackssache, ob jemandem eine Paarung zusagt.» Er habe mehrfach erlebt, dass ein Gast ein Bier zum Essen genial fand, wĂ€hrend am gleichen Tisch jemand anderes sass, dem es ĂŒberhaupt nicht zusagte. «In solchen FĂ€llen gehe ich in den Keller und organisiere einen Ersatz.»
Die stiefmĂŒtterliche Behandlung von Bier im Gastgewerbe ist Völkening ein Dorn im Auge: Auf der GetrĂ€nkekarte stĂŒnden meist die Weine, wĂ€hrend die Biere weiter hinten zusammen mit den Soft Drinks aufgefĂŒhrt seien. «Dabei wĂ€re es so einfach, Genussmenschen auch mit Bier eine Freude zu machen», so der Beer Coach. «Zum Beispiel mit einem BierkĂŒhlschrank mit einer interessanten Auswahl. Drei IPAs, etwas Dunkles und einige grosse Flaschen â das wĂ€re der Hit.»
Und in der Praxis?
Auf den Biergeschmack gekommen ist man bereits im Gasthof Gyrenbad. Zum ersten Mal fĂŒhrte das Team im ZĂŒrcher Restaurant Anfang August ein Beer & Dine durch. «Wir merkten im Herbst letzten Jahres bei einem Wild-Pairing-Anlass, dass die GĂ€ste solche Veranstaltungen schĂ€tzen», erklĂ€rt GeschĂ€ftsfĂŒhrer Polykarpos Papadopoulos. Zudem habe eine neue Servicemitarbeiterin die Biersommelier-Ausbildung von Gastrosuisse absolviert, sodass sie fĂŒr die Idee sofort Feuer und Flamme gewesen sei. Im Rahmen des August-Events wurde ein mehrgĂ€ngiges MenĂŒ serviert, zu dem vier bis sechs Biere aus dem Hause Feldschlösschen ausgeschenkt wurden. Am 22. September wird es im Gyrenbad dann noch lokaler: Unter dem Motto «Wild trifft Bier und Wein» kommt unter anderem Bier aus der Brauerei Hopfenfisch aus Neftenbach ins Glas. Der Brauer selbst wird anwesend sein und sein Produkt vorstellen. «Menschen lernen gerne mehr ĂŒber Lebensmittel und darĂŒber, weshalb diese miteinander harmonieren», so Papadopoulos.