Aufs Korn gekommen
Erst seit 16 Jahren darf in der Eidgenossenschaft Whisky gebrannt werden. Trotz der noch jungen Geschichte: Der Schweizer Schnaps hat Potenzial – dank findigen Brennern.
«Ich bin neugierig, was uns am Ende erwartet.»
Beim Imkerpaar Erika und Heinz Schmocker im bernischen Schalunen steht derzeit ein Bienenhaus der besonderen Art: ein Whiskyfass aus Eichenholz. Es ist die Sommerresidenz zweier Bienenvölker, die Ende Mai eingezogen sind und hier ihren Honig produzieren. Wenn die Tiere nach der Saison ins Winterquartier übersiedeln, geht die Reise auch für das Holzfass weiter – zur Rugen Distillery bei Interlaken. Dort wird es mit 225 Litern Whisky befüllt, der mindestens drei Jahre im Fass reifen wird. Überbleibsel aus der Honigproduktion sollen der Spirituose, sofern alles klappt, dereinst ein ganz spezielles Aroma verleihen.
Die Idee hinter dem Projekt stammt von Kurt Althaus, Master Distiller bei der Rugen Distillery. «Sie kam mir ganz spontan», sagt er, «an die Adresse der Imker kam ich zufällig, und sie waren von der Sache gleich begeistert.» Das zuvor mit Feuer bearbeitete Eichenholz, die süsslichen Noten von Resthonig, der aus den Waben ins Fass tropfte, die Edelspirituose: «Die Voraussetzungen für spannende Geschmackskombinationen sind gegeben», ist Althaus überzeugt. Der Destillateur hofft, dass auch Propolis, ein scharf schmeckendes Harz, das die Bienen aus Pflanzenknospen und Baumrinde gewinnen und mit dem sie ihre Waben versiegeln, seine Noten im Whisky hinterlassen wird. «Propolis ist ein natürliches Antibiotikum», sagt Althaus, «es lässt sich destillieren und löst sich im Alkohol zu einer Art Tinktur auf.» Die Arbeit von Bienen und Destillateur soll dereinst in einer Limited Edition aus Einzelfassabfüllung münden.
Beim Experiment gehe es auch darum, alte Handwerkskünste wieder zu beleben. Etwa jene des Küfers: In diesem Fall war es Roland Suppiger aus Küssnacht am Rigi, der das Whiskyfass aus Schweizer Eiche hergestellt hat. Oder eben die wichtige Arbeit der Imker, die mit der Pflege ihrer Bienen zu einer intakten Natur beitragen. Was das gustatorische Resultat des Versuchs betreffe, sei er offen für Überraschungen, sagt Althaus: «Ich bin neugierig, was uns am Ende erwartet.»
Mehr Informationen zum Bienen-Whisky gibt es hier.