Als Jüngster im erlauchten Kreis
Der Gault & Millau hat in Ascona seine Auswahl 2025 vorgestellt. Marco Campanella mischt die Spitze auf – und für Mitja Birlo gibts eine eigene Kategorie.
«Heute nimmt ein Butler die Aufgaben eines persönlichen Assistenten wahr.»
An der Hotelfachschule Luzern werden ab 2020 in der Schweiz die ersten Butler unter Ihrer Leitung ausgebildet. Was muss ein Butler können?
Hanspeter Vochezer: Gerade in unseren Breitengraden hat sich das Berufsbild stark verändert. Das Image des Hausbediensteten im Frack, der seinen Herrschaften die Tür aufhält und ihnen mit weissen Handschuhen den Tee serviert, entspricht nicht mehr der Realität. Heute nimmt ein Butler vielmehr die Aufgaben eines persönlichen Assistenten wahr, der, konfrontiert mit vielfältigen Herausforderungen, grosse Leistungsbereitschaft, Flexibilität und ein breites Allgemeinwissen mitbringen muss. Mit der Anzahl Millionäre nimmt auch die ihrer Besitztümer zu, um die sich ein Butler kümmern muss: Seien es Autos, Luxusuhren, Ferienwohnungen oder Privatjets. Ein Butler plant ausserdem den Tagesablauf, chauffiert die Familie, bestückt den Weinkeller und koordiniert die Hausangestellten. Er muss auch Blumen-Bouquets arrangieren, teure Wäsche pflegen oder bei Bedarf einmal ein Dinner ausrichten können, um ein paar Beispiele zu nennen.
Das alles lernen die Auszubildenden in einem vierwöchigen Kurs?
Es ist wie überall: Übung macht den Meister. So wäre es vermessen zu sagen, dass Sie nach unserem Kurs ein gestandener Butler sind, denn ein solcher zeichnet sich vor allem durch Erfahrung aus. Aber wir geben unseren Teilnehmern alle Instrumente für ein solides Fundament an die Hand, auf dem sie aufbauen können. Die Ausbildung, die sie durchlaufen, ist im internationalen Vergleich einzigartig.
Inwiefern?
Erstens ist unser Programm europaweit die erste Butler-Ausbildung, die von einem staatlich akkreditierten Institut, wie es die Hotelfachschule Luzern darstellt, durchgeführt und anerkannt wird. Zweitens sind Dichte und Vielfalt an Lerninhalten im Vergleich mit anderen Anbietern, wie sie etwa in Holland, Belgien oder England bekannt sind, herausragend. Von interkultureller Kommunikation und Reiseplanung über externes Fahrertraining und Floristik bis hin zu Hauswirtschaft und Training am Herd – wir schulen unsere angehenden Butler in so vielen Bereichen, wie sie keine andere Institution abdeckt. Beispielsweise nehmen allein die Module Serviceorganisation sowie Food und Beverage je 25 Lektionen in Anspruch. Gewisse Qualifikationen sollten die Teilnehmer aber bereits mitbringen.
Zum Beispiel?
Wir richten uns klar an Berufsleute, die bereits in der gehobenen Gastronomie, Hotellerie oder in einem vergleichbaren Dienstleistungsbereich tätig sind und ihr Know-how perfektionieren wollen. Damit ein Butler auf dem Arbeitsmarkt eine Chance hat, muss er entsprechende berufliche Stationen im CV haben, denn die Ansprüche der Kunden sind hoch. Ausserdem müssen Teilnehmer mindestens 20 Jahre alt sein und Englisch beherrschen, es ist die Unterrichtssprache.
Im Frühling 2020 startet der erste Lehrgang. Haben Sie schon viele Teilnehmer?
Die Anmeldungen treffen nach und nach ein. Wir haben bisher nicht gross die Werbetrommel gerührt. Es kommen nun auch vermehrt Anfragen von Luxushotels, die Mitarbeiter schicken wollen. Experten aus Hotellerie und Gastronomie, die sich in einer Butler-Ausbildung den Feinschliff holen, sind gefragt – nicht nur in der Tophotellerie oder bei privaten Familien, sondern auch bei Luxusboutiquen oder Privatjet-Anbietern, die ihren Kunden einen einzigartigen Service bieten wollen.
Manchen Interessierten dürften die Kurskosten mit 10500 Franken zu hoch sein.
Der Betrag ist gewiss kein Pappenstiel, schert im Vergleich aber auch nicht nach oben aus. Butler-Ausbildungen dauern in der Regel vier bis sechs Wochen, in Holland kostet sie beispielsweise mehr, in England sind auch nur einzelne Module buchbar, die für sich genommen etwas günstiger, in der Summe aber deutlich teurer sind, wenn man alle besucht, was ja auch sinnvoll wäre. Ich glaube, relevanter als der Preis der Ausbildung ist am Ende die Frage, was sie einem wert ist – da kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass wir unseren Teilnehmern etwas qualitativ Hochstehendes anbieten.
Hanspeter Vochezer hat internationales Hotelmanagement an der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern (SHL) studiert, darauf folgten Führungspositionen in verschiedenen Luxushotels wie dem Zürcher Baur au Lac oder dem Reid’s Palace auf Madeira. Vochezer war ausserdem Offizier auf einem Kreuzfahrtschiff und amtete während vielen Jahren als Privatbutler in diversen Familien, unter anderem der von Gunter Sachs. Heute führt Vochezer die von ihm gegründete Agentur Swiss Butler, die hochqualifiziertes Hauspersonal vermittelt. Mehr Informationen zur Butler-Ausbildung an der SHL gibts hier.