Als Jüngster im erlauchten Kreis
Der Gault & Millau hat in Ascona seine Auswahl 2025 vorgestellt. Marco Campanella mischt die Spitze auf – und für Mitja Birlo gibts eine eigene Kategorie.
«Wir müssen unser Image korrigieren.»
Wir gratulieren zum «Lehrmeister des Jahres». Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung?
Markus Fuchs: Es ist schön, dass Lernende die Möglichkeit haben, ihre Ausbildner für den Preis zu nominieren – und noch schöner, wenn sie diese Gelegenheit auch ergreifen wollen. Mir bedeutet der Preis viel. Er ist Ausdruck von grosser Wertschätzung, die mich sehr freut.
Sie wurden unter anderem deshalb nominiert, weil Sie ein guter Motivator seien, der den Nachwuchs stets ermutige. Wie gelingt das?
Entscheidend ist vermutlich, dass ich meinen Beruf mit viel Freude ausübe – nur dann kann der Funke auch auf die Lernenden überspringen. Bei uns ist auch das gute Team ein entscheidender Faktor, dass junge Berufsleute gerne zur Arbeit kommen. Wenn sich jemand wohl und getragen fühlt, ist vieles möglich.
Am Wohlfühlfaktor scheint es in der Branche zu hapern. In Küchenberufen ist die Zahl von Lehrvertragsauflösungen traditionell hoch.
Da spielen sicher viele Faktoren mit. Manchmal wird Jugendlichen eine falsche Vorstellung von unserem Beruf vermittelt. So spielt Kreativität in der Küche zwar eine grosse Rolle, wir müssen uns aber auch als Dienstleister verstehen. Ein altbekannter Knackpunkt sind die unregelmässigen Arbeitszeiten. Wobei, heute wird viel besser darauf geachtet, dass den Lernenden genügend Zeit zur Erholung bleibt. Es hat sich vieles zum Guten verändert, seitdem ich in der Kochlehre war.
Gilt das auch für den berühmt-berüchtigten rauen Umgangston?
Definitiv. Ich würde sogar behaupten, der ist ein alter Zopf. Mittlerweile hat eine neue Generation von Ausbildnern das Ruder übernommen, und ich beobachte einen wohlwollenden, respektvollen Umgang mit dem Nachwuchs. Sicher gibt es ein paar schwarze Schafe, aber die haben Sie in jedem Beruf. Das Klischee, wonach in der Küche lauter Choleriker am Werk sind, die herumfluchen und die Jungen schikanieren, ist aber nach wie vor in den Köpfen der Leute verankert. Ich erlebe, dass Eltern ihren Kindern deshalb vom Beruf abraten. Diese Vorstellung von unserer Arbeit hat nichts mehr mit der Realität zu tun. Hier müssen wir aktiv werden, unser Image korrigieren.
Wie?
Wir müssen dafür sorgen, dass Jugendliche und Eltern eine realitätsnahe Vorstellung von unserem Beruf bekommen. Das setzt voraus, dass Betriebe sich öffnen – mit einem Tag der offenen Tür, zum Beispiel. Sie sollten auch die Gelegenheit wahrnehmen, sich an Berufsmessen zu präsentieren, die in einigen Kantonen angeboten werden.
An der Preisverleihung wurden Sie dafür gelobt, sich immer Zeit zu nehmen für die Anliegen der Lernenden. Wie schaffen Sie das im hektischen Umfeld der Küche?
Vorausplanung dünkt mich entscheidend – ich vereinbare mit meinen Lernenden jeweils im Vorfeld Termine für Besprechungen, manchmal baue ich auch gleich ein Lernziel mit ein. Und mitunter kommt man halt nicht umhin, die Dinge einfach stehen und liegen zu lassen, wenns wichtig ist. Wer ein gut eingespieltes Team hat, kann ja auch mal für eine Viertelstunde das Feld räumen, um mit dem Lernenden etwas zu besprechen.
Der Titel «Zukunftsträger – Lehrmeister des Jahres» wird von der Fachzeitung Gastrojournal und der Bischofszell Nahrungsmittel AG verliehen, heuer bereits zum siebten Mal. Die besten Ausbildner in den Kategorien Koch, Bäcker-Konditor-Confiseur, Fleisch- sowie Restaurationsfach erhalten zusätzlich zur Auszeichnung ein Preisgeld von je 10000 Franken.
www.zukunftstraeger.ch