Als Jüngster im erlauchten Kreis
Der Gault & Millau hat in Ascona seine Auswahl 2025 vorgestellt. Marco Campanella mischt die Spitze auf – und für Mitja Birlo gibts eine eigene Kategorie.
«Eine schöne Anerkennung für die viele Arbeit.»
Herzlichen Glückwunsch zum Weltmeistertitel! Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Tatjana Caviezel: Sehr viel. Ich habe so viel Zeit in diesen Wettbewerb investiert und in den letzten acht Monaten jede freie Minute trainiert, mein Sieg ist eine schöne Anerkennung für diese Arbeit. Toll war, dass ich dabei so viel herumgekommen bin: Wir reisten fürs Training nach Hongkong und Abu Dhabi, ins Tessin und nach Weggis, nach Zürich und St. Gallen.
Welche Fähigkeiten mussten Sie am Final in Abu Dhabi unter Beweis stellen?
Wir wurden in vier Modulen geprüft. Beim Thema Bankett kleideten wir Tische ein, machten das Gedeck und bedienten Gäste in klassischen Servicearten. Im Bar-Modul bereiteten wir traditionelle und moderne Cocktails zu, mussten Spirituosen an ihrem Geruch erkennen und Früchte filetieren können. Im Modul «Casual» war klassischer À-la-carte-Service gefragt. Am letzten Wettbewerbstag stand Fine Dining auf dem Plan. Da ging es darum, alle Speisen vor den Gästen am Tisch anzurichten und passend dazu einen gehobenen Wein- und Kaffeeservice zu präsentieren.
Was hat Ihnen am meisten Spass gemacht?
Wie immer: der Service. Mir macht der Kontakt mit den Gästen einfach extrem Freude. Das Schönste finde ich, dass kein Gast gleich ist: Man bedient Bauarbeiter und Geschäftsleute, Kinder und Senioren, Leute aus unterschiedlichen Kulturen. Der Austausch mit diesen ist ein weiterer Aspekt meiner Arbeit, den ich sehr schätze. Als Restaurationsfachfrau ist kein Tag wie der andere, auch das macht den Job für mich zum Traumberuf.
Zu dem Sie auf Umwegen gekommen sind.
Ja, das kann man sagen. Ich wollte ursprünglich einen kreativen Beruf erlernen, Polydesignerin 3D. Das Lehrstellenangebot war knapp, es hagelte Absagen. Das war frustrierend. An einer Berufsausstellung, die wir mit der Klasse besuchten, teilte der Lehrer jedem Schüler einen Beruf zu, über den wir uns an der Messe informieren sollten. Mir wurde das Restaurationsfach zugeteilt, und ich dachte, so ein Seich, dieser Job interessiert mich doch nicht. Meine Meinung änderte sich ziemlich schnell – beim Schnuppern machte es sofort Klick.
Was macht das Restaurationsfach für Berufsnachwuchs attraktiv?
Für mich sind zwei Dinge entscheidend: Die Abwechslung, die der Beruf bietet, und die zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten. Es gibt so vieles, worauf wir uns spezialisieren können, sei es im Managementbereich als Restaurantleiter oder F&B-Verantwortliche, aber auch Produkte wie Wein, Bier oder Kaffee verlangen nach Experten. Ein gutes Beispiel sind die spannenden Weiterbildungsmöglichkeiten zum Sommelier oder Barista.
Welche Pläne haben Sie für Ihre Zukunft?
Ich arbeite jetzt noch eine Woche in meinem Lehrbetrieb, dann folgen ein paar Engagements an Messen und als Jurymitglied an Wettbewerben. Danach ist alles offen. Die Ruhe nach dem Sturm werde ich dazu nutzen, mir in aller Ruhe Gedanken über meine Weiterbildung zu machen. Ich habe in diesem Zusammenhang noch nichts entschieden, kann mir aber gut vorstellen, dass ich mich in den Bereichen F&B- oder Eventmanagement weiterentwickeln will.
Tatjana Caviezel (21) aus Uetliburg SG hat ihre Lehre als Restaurationsfachfrau beim Sport- und Wellnesszentrum Lintharena in Näfels GL absolviert. 2016 gewann sie die Schweizer Berufsmeisterschaften Swissskills im Bereich Restauration und qualifizierte sich damit für die diesjährigen internationalen Berufsweltmeisterschaften Worldskills in Abu Dhabi. Bei deren Finale im Oktober ist Caviezel als Siegerin hervorgegangen.
Weitere Infos zum Wettbewerb gibts online.
www.worldskills.org