«Es gibt bloss Ärger, wenn ich nicht sagen kann, wie es geht.»
Bei der Gartenarbeit komme er zur Ruhe, sagt Hans-Peter Hussong, und führt uns durch sein Reich: die Wirtschaft zum Wiesengrund in Uetikon am See, untergebracht in einem frisch geweisselten Fachwerkhaus, umgeben von diesem grosszügigen Traumgarten mit der schattenspendenden Platane, Kräuterbeeten und einem Reduit, das dem Herrn des Hauses allein gehört.
Erst zeigt uns der Altmeister die Küche, in der er seit 1990 am Herd steht. Hussong ist der Inbegriff von Beständigkeit, Konstanz und Konsequenz. Und er ist, wie er kocht: kein Mann der grossen Worte, wohl aber der Taten, gradlinig, schnörkellos – und immer auf den Punkt. Seine ultraklassische französische Hochküche kommt auf dem Teller überraschend modern daher und war Michelin 19 Jahre zwei Sterne wert. Warum die Tester Hussong für 2017 nur einen Stern zusprechen, bleibt uns ein Rätsel. Gault & Millau bewertet die Kreationen des 61-Jährigen weiter mit 18 Punkten.
Hussong ist nicht aus der Ruhe zu bringen. Seit 47 Jahren kocht er (und das noch immer gern). Mit 14 kam der Saarländer in die Lehre und kletterte die gastronomische Leiter hoch, mit jener Beharrlichkeit, die ihn auch heute auszeichnet. In den ersten Jahren wechselte er saisonbedingt zwischen der Schatzalp in Davos, dem Quellenhof in Bad Ragaz und dem Ascolago in Ascona. In Letzterem stand damals Horst Petermann der Brigade vor. «Ich tat mir das vier Jahre an», erinnert sich Hussong schmunzelnd. Es ist kein Geheimnis, dass Petermann in seinen jungen Jahren ein gestrenger, aufbrausender Lehrer war. «Aber ich wusste: Mehr als bei ihm lerne ich nirgendwo.» Hussong zog nach Berlin, auf die Lenzerheide und nach Losone, wo er seine Frau Ines kennen lernte. Nach einer weiteren Station als Küchenchef im Ascolago übernahm das Paar die Wirtschaft zum Wiesengrund. 2000 kürte ihn Gault & Millau zum Koch des Jahres.