«Kochen bedeutet teilen»
Bereits die Kochlehre absolvierte Shaun Rollier in einem der besten Restaurants der Welt. Am Finale des Wettbewerbs Der Goldene Koch zeigte der 27-Jährige, was in ihm steckt.
Auf der Wettkampfbühne geht es um nichts weniger als die begehrteste Kochtrophäe der Schweiz.
Nach einem pandemiebedingten Moduswechsel ist das Halbfinale des Schweizer Wettbewerbs Der Goldene Koch zurück in der Öffentlichkeit: Die Veranstaltung findet am Montag, 7. Oktober, im Trafo Baden statt – und ist (wie in früheren Jahren) allen Menschen zugänglich, die sich für die hochstehende Kochkunst interessieren. Für die diesjährige Kandidatin und ihre sieben Mitstreiter heisst das: Sie stellen sich bereits im Halbfinale nicht nur der wohlwollenden, aber gestrengen Fachjury, sondern auch den neugierigen Blicken des Publikums. Damit können sich jene fünf Teilnehmenden, die den Einzug ins Finale vom 10. Februar 2025 schaffen, gleich schon für ebendieses wappnen: Die Endausscheidung, die traditionell in einem feierlichen Rahmen im Kursaal Bern über die Bühne geht, hat sich längst als Get-together der Branche etabliert. Kein Wunder: Auf der Wettkampfbühne geht es um nichts weniger als die begehrteste Kochtrophäe der Schweiz.
Um diese zu holen, gilt es zunächst, das Halbfinale erfolgreich zu meistern. Die erste Aufgabe besteht darin, eine Vorspeise mit Schweizer Bachforelle und Karotte sowie einem warmen ovo-lacto-vegetarischen Side-Dish mit Kartoffeln zuzubereiten. Dann ist ein Gericht mit Schweizer Schweinefilet, Zwiebeln und Äpfeln gefragt. Beide Gerichte sind für acht Personen auf Tellern anzurichten. Anders als im Finale müssen die Teilnehmenden in Baden ohne Commis auskommen.
Für die Beurteilung zuständig ist die Jury rund um Präsident Christian Nickel (Park Hotel Vitznau). Ihr gehören Marco Campanella (Ecco, Ascona), Silvia Manser (Truube, Gais), Guy Ravet (Grand Hôtel du Lac, Vevey), Christoph Hunziker (Schüpbärg-Beizli, Schüpberg) und der Vorjahresgewinner Shaun Rollier an.
João Coelho
Als Souschef im Restaurant de l’Hôtel de Ville in Crissier weiss João Coelho (1999), was beim Goldenen Koch auf ihn zukommt: Der Betrieb stellt regelmässig Teilnehmer (und gern auch Sieger!). Da passt es prima, dass Coelho sich selbst als leidenschaftlichen Wettkämpfer bezeichnet (und zuletzt 2022 im Grand Prix Joseph Favre den ersten Platz belegte). «Wettbewerbe sind ein Vitamin, das ich brauche, um mich ständig weiterzuentwickeln», sagt der ambitionierte Koch – und denkt ungeniert gross. Fernziel: einmal für Frédy Girardet kochen, um dessen Meinung zu erfahren. «Ich kann nicht über die Schweizer Gastronomie sprechen, ohne diesen grossen Küchenchef zu erwähnen.»
Olivier Hofer
In Niederwangen ist Olivier Hofer (1988) daheim, und auch beruflich blieb er in den vergangenen Jahren in der Region, stand etwa im Berner Inselspital am Herd und fungiert aktuell als Souschef im Domicil Selve Park in Thun. An Selbstbewusstsein mangelt es dem Rock ’n’ Roll- und Oldtimer-Fan nicht: Erhielte er die Gelegenheit, für Roger Federer zu kochen, so Hofer, «würde ich ihn mit einem kulinarischen Ass im Ärmel, das sogar seine beeindruckende Spielleistung übertrifft, überraschen.» Überhaupt orientiert Hofer sich gern an den Besten; an Bocuse-d’Or-Finalist und Goldener-Koch-Juror Christoph Hunziker zum Beispiel. Dieser unterstützt Hofer nun auch bei dessen Teilnahme am Wettbewerb.
Frederik Jud
Die Liste der Wettbewerbe, an denen Frederik Jud (1986) in den letzten zehn Jahren (erfolgreich) teilgenommen hat, sprengt den Platz an dieser Stelle. Nur so viel: Zuletzt holte sich der Küchenchef des Spitals Linth in Uznach mit seinem Team in der Kategorie Community Catering den Weltmeistertitel 2022. Für Jud aber ist klar, dass er seine Wettbewerbskarriere nicht beenden kann, bevor er am Goldenen Koch mitgemacht hat. Herumliegen sagt dem Familienvater aus Rieden ohnehin nicht zu: In seiner Freizeit fährt der Riesenfan des Berner Hockeyspielers Roman Josi gern Mountainbike oder Ski. Auf die Frage nach seinen Hobbys allerdings nennt er an erster Stelle: Kochwettbewerbe.
Urs Koller
Er stand im Laufe seiner Karriere schon bei so manchem Grossmeister (namentlich Anton Mosimann oder Peter Knogl) am Herd, ist inzwischen aber sein eigener Chef: Urs Koller aus Bazenheid (1986) betreibt die Chochhandwerk AG im st.gallischen Gossau. Er mag alle innovativen Berufsleute, die am Boden geblieben sind, liebt die Vielseitigkeit von Karotten sowie geschmorte Gerichte – und findet ganz entschieden: «Es geht nichts über ein schön poeliertes Poulet!» Erfahrungen in Wettbewerben bringt der hingebungsvolle Familienvater einige mit. Unter anderem ging Koller 2013 bereits ins Rennen um den Titel Der Goldene Koch, er stand aber auch als Mitglied des Ostschweizer Regionalteams an der Koch-WM 2022 in Luxemburg und an der Olympiade der Köche 2024 in Stuttgart im Einsatz.
Mirco Kristal
Dass Mirco Kristal (1999) ins Halbfinale gehört, steht seit einer Weile fest: Als Sieger des Marmite Youngster 2023 in der Kategorie Küche sicherte er sich dafür direkt einen Platz. Aber auch sonst waren die Weichen gestellt: Der Zürcher stand nämlich letztes Jahr auch schon im Finale des Goldenen Kochs – als er Robin Höfer als Commis unterstützte. Beruflich ist Kristal als Junior Souschef im Zürcher Igniv by Andreas Caminada tätig. Der Calistenics-Fan hält Grillieren für unterschätzt und ist generell offen für alles: «Kreativ zu sein heisst für mich, aus jeder Zutat, die uns die Welt gibt, das Beste zu machen.» Ausser aus Pudding; damit kann Kristal so gar nichts anfangen.
Julien Maillard
Mit ihm ist am Halbfinale für den Goldenen Koch 2025 für einmal auch die Café-Branche vertreten: Julien Maillard (1994) aus Ornex amtet aktuell nämlich als Küchenchef im Mame Coffeshop in Genf. Das bekennende Landei bringt von früheren Stationen her allerdings auch Erfahrungen aus der Hotel sowie aus der Spitalküche mit – und stand bereits gemeinsam mit den beiden Sterneköchen Olivier Roellinger und Éric Samson am Herd: «Für mich war das mein schönstes Erlebnis in der Gastronomie!» Entspannung findet Maillard in der Natur, beim Fischen zum Beispiel. Oder aber beim Motorrad fahren: «Das bringt mich nach einer anstrengenden Woche wieder auf Trab.»
Elodie Schenk
Ihren ersten Wettbewerbssieg errang Elodie Schenk (1988) als 20-Jährige beim Gusto, ein paar Jahre später wurde es auf den Wettkampfbühnen wieder still um sie. Jetzt will es die Küchenchefin des Restaurants Le Tourbillon in Plan-les-Ouates nochmals wissen: Sie habe es immer geliebt, aus ihrer Komfortzone herauszukommen und ihre Grenzen zu erweitern, sagt die willensstarke Frau, und sehe nun beruflich die Gelegenheit, das Abenteuer erneut zu wagen. In ihrer Küche experimentiert Schenk gern mit Fermentation oder geht hinaus in den Wald, um Kräuter, Wildpflanzen und Pilze zu sammeln. Dabei ent spannt sie ebenso wie beim Salsatanzen – für sie «eine Meditation des Geistes in Bewegung».
Fatmir Spescha
Als Bereichsleiter Gastronomie im Puntreis Center da sanadad in Disentis tritt Fatmir Spescha (1977) mit einer klaren Mission beim Goldenen Koch an: Er will zeigen, dass «man auch in einem Pflegeheim gut kochen kann» und «dass der Beruf Koch auch in etwas fortgeschrittenem Alter immer noch sehr grossen Spass macht». Darüber hinaus liebt Spescha die Herausforderung des Wettkampfs. Das zeigt sich nicht zuletzt auch auf dem Sportplatz, auf dem der leidenschaftliche Fussballfan Zehn- bis Zwölfjährige trainiert. Kein Wunder also, dass Spescha gern mal Yann Sommer und Xherdan Shaqiri bekochen würde: «Weil ich mich auf meine Art und Weise bedanken will für das, was sie leisten.»
Der Wettbewerb
Der Goldene Koch ist der grösste Live-Kochevent der Schweiz und findet alle zwei Jahre im Kursaal Bern statt. Insgesamt wurde der Titel seit der Gründung 1991 bereits 20mal vergeben – zuletzt im Juni letzten Jahres an Shaun Rollier.
goldenerkoch.ch