Gewinn erwirtschaften die Pensionskassen derzeit mit Immobilien, vor allem aber im Börsenmarkt. «Allerdings müssen wir mehr Risiken eingehen als früher», so Bolt. Das kann aufgehen, wie 2017, oder auch nicht, wie 2018, als sowohl die Hotela wie auch Gastro Social oder die SV-Personalvorsorge-Stiftungen Verluste einfuhren und daraufhin ihren Deckungs-grad senken mussten. Erschwerend hinzu kommt die steigende Lebenserwartung. Die aktuellen Umwandlungssätze wurden vor Jahren berechnet, als, so hart es auch tönt, noch früher gestorben wurde.
Einig sind sich Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften darüber, dass es so nicht weitergehen kann. 2020 soll erneut über eine Reform der zweiten Säule abgestimmt werden, die letzten zwei Versuche scheiterten an der Urne. Momentan läuft die Vernehmlassung. Zur Diskussion stehen unter anderen eine weitere Senkung des Umwandlungssatzes (auf sechs) und die Erhöhung der Einzahlungen.Grundsätzlich blickt Bolt der Reform «eher positiv» entgegen. «Am Ende werden die Versicherten davon profitieren.» Er plädiert dafür, den Koordinationsabzug gänzlich abzuschaffen, da Teilzeitangestellten in Tieflohnbranchen dadurch Altersarmut drohe. Weniger optimistisch beurteilt Richards die Situation in der Langzeitbetrachtung. «Eine Reform garantiert vielleicht das mittelfristige Überleben der Pensionskassen, doch wir brauchen auch – und hier sind die Banken und Unternehmer gefordert – neue, nachhaltige Investitionsgefässe sowie Immobilienfonds für das generationenübergreifende Wohnen.»
Dem Arbeitnehmer bleiben indes nicht viele Möglichkeiten. Die Wahl der Pensionskasse ist Sache des Arbeitgebers (Selbstständige können und sollten, müssen sich aber keiner Einrichtung anschliessen). Ob die Kassen im Anlagemarkt künftig genügend Zins erwirt-schaften und wie lange die Banken auf den Liquiditäten Negativzinsen in Rechnung stellen müssen, weiss niemand. Bettina Pfiffner, Kommunikationsbeauftragte von Gastro Social, rät Arbeitnehmern darum, sich möglichst früh mit ihrer Altersvorsorge zu beschäftigen – und sich beraten zu lassen. «Insgesamt wird die dritte Säule, also das private Sparen, in Zukunft sicher wichtiger werden.» Für Bolt hingegen ist klar, dass letztlich nur eine generelle Erhöhung des Rentenalters das Überleben der beruflichen Vorsorge garantieren kann. Aber, so Bolt, ein Koch könne nicht bis 70 in der Küche stehen. «Für Branchen wie die Gastronomie oder das Baugewerbe braucht es die nötigen Anpassungen.»