Einer für alles
Im Burgdorfer Restaurant Zur Gedult hat sich Lukas Kiener kontinuierlich in die Sterne-Liga gekocht. Jetzt nimmt der Einzelkämpfer das nächste Ziel ins Visier.
«Wir teilen unsere Grundwerte.»
Kennen Sie sich eigentlich schon lange?
Anna Hug: Bereits eine ganze Weile. Als ich 1998 an unserem damaligen Standort in Trimbach ein Praktikum absolvierte, war Marianne meine Chefin. Und später waren wir lange gemeinsam in der Geschäftsleitung unterwegs, allerdings jede mit einem eigenen Bereich. Wir wussten also, worauf wir uns einlassen.
Wie ist es eigentlich, eine Firma gemeinsam zu führen?
Marianne Wüthrich Gross: In unserem Fall ziemlich cool. Speziell ist, dass wir nicht beide alles machen, sondern eigene Unternehmensbereiche verantworten. Anna übernimmt das Marketing, das Personal und den Verkauf, ich kümmere mich um die Finanzen und die Produktion. Wir müssen also nicht jedes Komma abstimmen. Aber es kommt immer wieder zu Situationen, in denen es nicht nur einen Weg gibt. In solchen Fällen kann es einsam sein an der Spitze. Ich finde es deshalb als sehr bereichernd und hilfreich, meine Gedanken mit Anna teilen zu können.
Inwiefern ergänzen Sie sich?
Hug: Wir sind vom Profil her zwar sehr unterschiedlich Marianne ist Ingenieurin, ich komme aus dem Marketing und Verkaufsbereich –, aber punkto Persönlichkeit ticken wir gleich. Wir teilen unsere Grundwerte.
Die da wären?
Wüthrich Gross: Wir haben ein sehr positives Menschenbild, setzen viel Vertrauen in unsere Organisation sowie in unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Hug: Wir fördern beide die Selbstkompetenz der Mitarbeitenden.
Wüthrich Gross: Und natürlich wollen wir beide etwas reissen. Wir haben die Ambition, etwas zu erreichen.
Hug: Ich finde, wir pflegen innerhalb des Unternehmens eine wirklich gute Kultur, in der jede jedem hilft. Das ist uns beiden sehr wichtig. Wir lachen viel, sind herzlich und tragen das in die Firma hinein. Das ist anderen Managern vielleicht weniger wichtig, aber für uns ist es zentral, dass wir diese Kultur aktiv leben. Dazu gehört auch das Feiern gemeinsamer Erfolge. Das machen wir gerne.
Die Hug AG ist bekannt für eine lockere Unternehmenskultur. Macht das harte Entscheide, die es doch auch zu fällen gibt, nicht komplizierter?
Wüthrich Gross: Wir probieren, in den Themen mit Argumenten zu überzeugen. Aber klar, es gibt auch disziplinarische Fragen, in denen man alle gleich behandeln und die Dinge klar benennen muss. Da sind unsere Gspänli in der Geschäftsleitung aber stärker gefordert, weil wir mit den meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht direkt zu tun haben.
Sie arbeiten beide in einem 70-Prozent- Pensum. Wie klappt die Trennung von Arbeit und Privatem?
Hug: Die ist nicht sehr scharf, ehrlich gesagt, allerdings respektieren wir beide unsere Pausen.
Wüthrich Gross: Mit Annas Vater Werner Hug und ihrem Onkel Andreas Hug haben wir diesbezüglich zwei gute Vorbilder. Es war schon immer so, dass man in der Hug AG auf das Privatleben achtete. Wenn besonders viel Schnee fiel oder auf dem See ein guter Wind blies, war das durchaus ein Grund, eine Sitzung mal um einen Tag zu verschieben. Klar, so einen Joker kann man nicht jede Woche ziehen, aber ab und zu liegt das schon drin.
Wie würden Sie die Marktsituation der Hug AG in der Schweiz beschreiben: eher als trockenen Keks oder als Cremeschnitte?
Hug: Die Schweiz ist für uns noch immer der wichtigste Markt. Symbolisch gesprochen also klar eine Cremeschnitte. Wobei der Detailhandel hart umkämpft ist. Die Frequenzen in den Supermärkten haben abgenommen, das spüren wir mit rückläufigen Umsätzen. Sehr erfreulich ist hingegen die Entwicklung im Foodservice. Da haben wir das Tal durchschritten und sind heute besser unterwegs als vor der Covid-Pandemie. Der Fachkräftemangel in der Gastronomie spielt uns in die Karten. Wir merken, dass die Betriebe unsere Tartelettes, aber auch die Tiefkühlprodukte stärker nachfragen, weil in den Küchen Personal fehlt. Wir haben aber auch gute Innovationen lanciert, die bestens funktionieren, da hatten wir vielleicht etwas Glück.
Und eine hoch entwickelte Produktion. Wie ist da die Lage?
Wüthrich Gross: Wir werden in den nächsten zwei Jahren zehn Millionen Franken in eine neue Produktionslinie für unsere Tartelettes investieren. In diesem Geschäft geht derzeit wirklich die Post ab, insbesondere auch im Ausland.
Hug: Dank der automatisierten Produktion sind wir trotz höherer Rohstoffpreise auch international kompetitiv. Die meisten Mitbewerber stellen ihre Tartelettes von Hand her und können mit den steigenden Lohnkosten nicht mithalten. Die Tartelettes sind eines der wenigen Produkte von uns, das wirklich exportfähig ist.
Welche Märkte haben Sie im Auge?
Hug: Die USA sind seit 40 Jahren ein Kernmarkt. Stark ausgebaut haben wir in den letzten 20 Jahren auch das Geschäft mit dem Nahen und Fernen Osten. Während der Pandemie haben wir aber auch in Europa stark zugelegt. England ist heute nach den USA unser zweitwichtigster Auslandmarkt.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Wüthrich Gross: Dass wir auch im Retail wieder auf einen Wachstumskurs zurückkehren können. Und dass die Segmente Retail und Foodservice dereinst etwa gleich gross sind. Zudem wünsche ich mir, dass wir weiterhin den grössten Teil unserer Produkte in Malters und in Willisau produzieren können. Es ist wichtig, dem Standort Sorge zu tragen. Das ist für mich eine Lebensaufgabe.
Hug: Ich habe einen ganz banalen Wunsch: tiefere Stromkosten. Und ich hoffe, dass wir unsere tollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns halten können. Denn auch wir spüren den Fachkräftemangel, in der Produktion schon seit Jahren, neuer dings aber in allen Berufen.
Ein gutes Jahr für die Hug AG
Die Hug AG blickt auf ein gutes Geschäftsjahr zurück. In der Schweiz wie auch im Export erzielte das in Malters ansässige Unternehmen Umsätze, die deutlich über dem Niveau vor der Pandemie liegen. Konkret wuchs der Gesamtumsatz um zehn Millionen auf total 123 Millionen Franken. Stark entwickelte sich der Foodservice mit einem Wachstum von 33 Prozent. Demgegenüber stand 2022 eine eher verhaltene Entwicklung im Retail-Geschäft. Der «Corona-Effekt» und das damit verbundene Ausbleiben des Einkaufstourismus sei verflogen, heisst es in einer Medienmitteilung. Trotzdem konnte die Marke Wernli in der Kategorie Biscuits deutlich zulegen und knapp ein Prozent Marktanteil dazugewinnen. Während der Auftritt der Marke Dar-Vida im vergangenen Herbst komplett überarbeitet wurde, ist ein solcher Schritt 2023 für Wernli geplant. In die Zukunft blicken die Verantwortlichen von Hug vorsichtig optimistisch. Die Beschaffungssituation von gewissen Roh und Packstoffen bleibe weiterhin angespannt. Zudem werden sich die Stromkosten voraussichtlich verfünffachen. In den kommenden zwei Jahren plant das Unternehmen, insgesamt zehn Millionen Franken in die Erneuerung einer Tartelettes-Produktionslinie zu investieren, da man 2023 mit einem kräftigen Wachstum im Foodservice sowie im Export rechnet.
hug-familie.ch