Angezapft

Ohne ihn geht gar nichts

Er ist der Beweis dafür, dass bereits eine kleine Gabe einen grossen Unterschied machen kann: Für einen Liter Bier braucht es nur ein bis vier Gramm Hopfen. Doch ohne diesen wäre der Gerstensaft nicht bekömmlich. Er ist wichtig für die Bitterkeit und das Aroma. Zudem ist der Hopfen ein natürlicher Haltbarmacher und unentbehrlich für eine schöne Schaumkrone. Der schwedische Naturforscher Carl von Linné gab der Pflanze den lateinischen Namen Humulus. Sie ist in der Familie der Hanfgewächse angesiedelt und in dieser gemeinsam mit Cannabis die wichtigste Nutzpflanze. 

Hopfen ist das Herzstück des Biers. Die Brauleute geben ihn zur Bier-Würze hinzu und kochen ihn mit. Dabei kommt die Zutat meist als gemahlener und gepresster Humulus in Form von Pellets zum Einsatz. Solche durfte ich letzthin selber in den Händen halten. Eine befreundete Biersommelière hatte mich zum Selberbrauen eingeladen. 

Gemäss ihrem Rezept kommt beim Kochen erst die blumig-fruchtige Hopfensorte Centennial zum Einsatz. Nach 40 Minuten fügten wir noch einmal etwas davon sowie ausgewogen-fruchtigen Amarillo hinzu. Und weil es so viel Freude machte, kamen fürs Vergären neben Hefe erneut Amarillo sowie zusätzlich die Hopfensorten Citra (Zitrusfrüchte) und Archer (typisch britische Bittere) dazu. Beim Wägen der Pellets versuchte ich, möglichst sorgfältig zu sein. Und ich war überrascht, wie viel mehr Hopfen gegen Ende noch dazukam, und zögerte etwas. «Nur zu, das gibt ein richtig tolles Aroma!», frohlockte meine Freundin. Gesagt, getan.

Was wir da gemacht haben, nennt sich «Hopfenstopfen». Wenn das Bier bereits fertig ist, wird für ein paar Stunden, Tage oder Wochen Hopfen dazugegeben, um ein intensiveres Aroma ins Bier zu bringen. Auf den Etiketten wird dieser Prozess mit den Adjektiven dryhopped, kaltgehopft oder hopfengestopft deklariert. Ebenfalls weisen gewisse Brauereien einen IBU-Wert aus: Die International Bitterness Unit gibt die Bitterkeit des Bieres an. Die Berechnungsgrundlage bildet der im Bier enthaltene Anteil von Alphasäuren. Ein Helles variiert zwischen 18 und 28 IBU, ein IPA zwischen 40 und 70. Das von uns gebraute Bier soll gemäss Rezept bei 37 IBU zu liegen kommen. Alles in allem also doch nur ein gemässigt hopfiges Bier. 

Carole Gröflin

Präsidentin der Gesellschaft zur Förderung der Biervielfalt
Ausgabe: Salz & Pfeffer 4/2024 / Datum: 27.08.2024


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