Zugegeben, mit dieser Frage bin ich nun etwas forsch. Denn Alkohol ist eine gesellschaftlich nahezu akzeptierte Droge. Die meisten von uns trinken ab und zu ein, zwei oder auch mal drei, vier Gläser Ethanol und erfreuen sich an der damit verbundenen Gelöstheit und Sorglosigkeit. Erhältlich ist der flüssige Stoff beinahe rund um die Uhr, verboten ist der Verkauf höchstens zu gewissen Stunden auf dem Bahnhofsareal. Somit ist der Konsum jeder und jedem selber überlassen – und es bedarf eigentlich keinen weiteren Ausführungen.
Dem ist natürlich nicht so. Wissen Sie, wie viel Alkohol Sie trinken können, ohne dabei nachweislich gesundheitlichen Schaden zu nehmen? Das ist eine nicht zu unterschätzende Information, denn die gesundheitlichen Folgen des Alkoholkonsums verursachen hierzulande jährlich gesellschaftliche Kosten in der Höhe von rund vier Milliarden Franken. Die zuständige eidgenössische Kommission für Alkoholfragen passte die Trinkempfehlung vor drei Jahren an: Höchstens zwei Standardgetränke für Männer und höchstens eines für Frauen pro Tag können ohne gesundheitliche Schäden konsumiert werden. Zudem sollten jede Woche mehrere alkoholfreie Tage eingeschaltet werden. Als Standardgetränk gelten ein Deziliter Wein, ein kleiner Schnaps oder ein drei Deziliter grosses Bier.
Nun gut, derzeit ist es verständlich, wenn man beim Restaurantbesuch über der empfohlenen Tagesmenge zu liegen kommt. Genügend lange haben wir darauf verzichten müssen. Und doch bin ich immer wieder über das fehlende Angebot an alkoholfreien Getränken erstaunt. Okay, immerhin gibt es standardmässig ein alkoholfreies Bier auf der Karte. Aber liebe Gastronominnen und Gastronomen, ich bitte Sie: Wenn Fun draufsteht, ist noch lange nicht der entsprechende Spass drin…
Grosse Freude machen mir derzeit nämlich die vielen tollen alkoholfreien Biere, die es auf dem Markt zum Entdecken gibt. Die Auswahl ist gross: Lager, Weizen, IPA, Pale Ale oder Stout. Diese breite Palette wünsche ich mir beim auswärtigen Abendessen ebenfalls. Autor und Foodscout Dominik Flammer enervierte sich in der vorletzen Ausgabe dieses Magazins darüber, dass die Gastronomie derzeit den Wandel verschlafe. Ich schliesse mich diesem Votum an. Gerne will ich auswärts statt Mineralwasser oder überzuckerten Getränken ein feines, alkoholfreies IPA oder ein Milk Stout trinken. Das würde nicht nur mich und meine Bierfreundinnen und -freunde entzücken. Wenn dadurch unser Umgang mit der Droge Alkohol achtsamer wird, haben wir als Gesellschaft alle etwas davon.