Was werden wir in Zukunft essen? Wie oft wurde meiner Partnerin Sonja Stummerer und mir diese Frage schon gestellt? Als sähen wir aus wie eine Wahrsagerin respektive ein Wahrsager und trügen ständig eine geheimnisvolle Glaskugel mit uns herum. Aus dem alten Aberglauben, der besagt, dass mit allerlei magischen Hilfsmitteln und besonderen Fähigkeiten das Morgen vorhergesehen werden kann, wurden die sagenumwobenen Trends. Während die alten Griechinnen und Kelten noch die Gedärme toter Tiere, fliegende Vögel oder Dampf einatmende Priesterinnen bezüglich Kriegsglück und Wetter befragten, gelten heute Trends als todsichere Methode, um übermorgen echt recht zu werden. Wer die Trends kennt, hat das Geld praktisch schon in der Tasche. Insgeheim zerfetzt es mich jedes Mal vor Lachen, wenn wir zu Trends befragt werden.
Ich weiss, dass ich nichts weiss! Mehr nicht. Ich vermute aber schon, dass die Trends mit Vorliebe von Industrien und Konzernen ausgestreut werden, die die entsprechenden Trendprodukte vorsichtshalber bereits auf den Markt bringen. Nächstes Jahr wird so was von Pfirsich. Gut, dass das passende Softdrinketikett schon gedruckt ist. Ein paar heisse Technologien werden auch voll fancy die Ernährung verändern. Sie sind eh schon in Betrieb, aber noch nicht genug davon. Lustiger gehts eigentlich nicht. Aber es funktioniert. Aberglaube ist ein richtig gutes Geschäft.
Vor lauter geilen Trends vergessen wir dann, dass sich die Produktion und der Konsum von Essen tatsächlich verändern. Alle Bäuerinnen und Bauern wissen das seit Jahren. Sie beobachten ihre Pflanzen und Tiere und sie erkennen, dass sie viel früher ernten als noch vor wenigen Jahren. Sie wissen auch, dass sie ständig mit katastrophalen Wetterkapriolen rechnen müssen. Ihnen ist bewusst, dass der menschengemachte Klimawandel die Nahrungsmittelproduktion massiv verändert. Gut, damit lässt sich kaum Kohle machen. Also ist dieser Klimawandel auch kein Trend. Der schmeckt nicht so lässig nach künstlicher Intelligenz oder so cool nach Drohnen. Den wollen wir eher wegignorieren oder wir machen die Grünen dafür verantwortlich.
Dabei könnte man auch einfach so aufeinander hören und gemeinsam Strategien für eine resiliente Nahrungsmittelproduktion entwickeln. Das kann ebenfalls ziemlich schmackhaft und lustvoll sein. Klingt nach einem Trend, aber die Zukunft sehen wir nicht – wir machen sie!