Panzerketten zerfurchen Äcker. Soldatenstiefel zertrampeln fruchtbaren Boden. Geschosse zerfetzen wertvolles Land. Hungrige Soldaten verwüsten die berühmte schwarze Erde der Ukraine. Sie bedrohen, verletzen und ermorden Bäuerinnen und Bauern, Menschen, die Europa seit Jahrhunderten Leben schenken. Bewaffnete mit leeren Mägen verheeren Mensch und Natur, weil es gelangweilte, fettgefressene Machthaber von ihnen verlangen. Das ist zum Kotzen. Befehlshaber sind zum Kotzen. Waffen haben auf fruchtbarem Boden genauso wenig zu suchen, wie es Bewaffnete haben. In der Ukraine wird wertvollster Acker mit Blut getränkt. Europas legendärster Boden wird gerade besudelt und entehrt.
Ein paar Kriegshunde lassen morden. Eine Handvoll Verbrecher lässt Millionen Menschen knechten, berauben und entwürdigen. Alte, reiche Männer bedrohen das Leben der Welt, denn sie zerstören vorsätzlich eine der fruchtbarsten Kulturlandschaften überhaupt. Die Ukraine ist eine Kornkammer. Das ist sie schon sehr lange. Ein Frachtkahn nach dem anderem wurde schon vor Jahrhunderten die Donau hoch bis nach Wien gezogen. All diese Schiffe waren bis oben hin voll mit Korn für Zentraleuropa. In Odessa lebten und arbeiteten einst die Händler, Spekulanten und Betrüger, die das Getreide aus der schwarzen, ukrainischen Erde in den Westen verschifften und verkauften. Ziemlich grosse Banken und Handelshäuser sollten später daraus hervorgehen. Das hat sich bis heute nicht geändert. An der Ostgrenze Wiens stehen, direkt am Donauhafen, vier riesige Kornspeicher.
2022 sollten laut Prognosen 24 Millionen Tonnen Weizen in der Ukraine produziert werden. Ganz nebenbei stellt die schwarze Erde fast 15 Prozent der weltweiten Maisernte und annähernd 50 Prozent des globalen Sonnenblumenbedarfs. Das goldene Öl kommt ohne Pipeline zu uns. Soja, Roggen, Nüsse, Fleisch et cetera. Die Ukraine schenkt der Welt Leben und wird nun mit dem Tod bedroht. Das geht uns alle etwas an.
Vielleicht werden für uns Menschen aus der Schweiz, aus Österreich, aus Europa die Preissteigerungen verdaubar sein. Fürs Erste. Aber was dann? Gestützte Brotpreise? Anderswo droht schon bald Hunger. Auch das ist die bittere Realität dieses Krieges. Den Kriegshunden Einhalt zu gebieten ist schwer. Zumindest den Boden, die Bauern und die Bäuerinnen ehren können wir aber. Wir können auch die gerechtere Verteilung des Vorhandenen verwirklichen, indem wir sorgsam und dankbar mit dem Essen umgehen. Und wir können uns als politische Menschen entschieden gegen jede Art von Lebensmittelspekulation wenden. Zumindest das können wir.