Aufgebrüht

Profis für die Verkostung

Q-Grader respektive Q-Graderin nennt man professionelle Verkoster und Verkosterinnen, die weltweit für die Bewertung von Rohkaffee verantwortlich sind. Sie sind auf der gesamten Wertschöpfungskette ein wichtiger Bestandteil und spielen als professionelle Kaffee-Sommeliers und -Sommelièren eine zentrale Rolle. Denn ihre Aufgabe ist es, die Qualität des Rohkaffees auf der ganzen Reise zu überprüfen: von der Ernte über die Ankunft im Zielhafen bis hin in die Röstereien.

Auf der Kaffeefarm kontrolliert die Q-Graderin das Resultat der Ernte. Während der Winzer die Qualität der Trauben im Keller etwas korrigieren und den Wein bis zur Trinkreife begleiten kann, überprüft die Kaffeeproduzentin ihr Werk erst am Schluss des Herstellungsprozesses. Einfluss auf das Endprodukt hat sie keinen mehr. Die ganze Arbeit auf einer Kaffeefarm offenbart sich in ein paar wenigen Schlucken, die über Top oder Flop entscheiden. Viele Kleinproduzenten haben allerdings weder die finanziellen Mittel noch das theoretische Wissen, um ihren Kaffee zu verkosten. Geld und Wissen sind jedoch die unabdingbaren Voraussetzungen dafür, die Qualität der Bohnen zu bewerten und sie entsprechend auf dem Markt zu positionieren. Für viele Kleinproduzentinnen ist es deshalb auch heute noch enorm schwierig, einen gerechten Preis für ihre Arbeit zu bekommen.

In der Rösterei wird mittels des Cuppings, wie man die Verkostung in der Fachsprache nennt, entschieden, welche Rohkaffees für welche Kaffeeart infrage kommen. Verfügt der Rohkaffee über nussige oder schokoladige Noten, wird er gern für ein Espressoprofil gewählt. Für ein Filterkaffeeprofil werden vorzugsweise fruchtige oder florale Rohkaffees ausgesucht und diese hell geröstet, um ihren Charakter zu betonen. Leider fehlt nach wie vor auch vielen Röstereien das notwendige Wissen, um Rohkaffee fachkundig zu verkosten. So passiert es zur Genüge, dass der Kaffee nicht richtig geröstet wird, was die aufwendige Arbeit der Bäuerinnen und Bauern schnell zunichtemacht.

Bewertet werden bei der Kaffeeverkostung zehn verschiedene Attribute, von den Aromen und Geschmäckern über den Körper und die Säure bis hin zur Ausgewogenheit und dem Nachgeschmack. Gerne wird dabei mit blumigen und ausgefallenen Geschmacksrichtungen um sich geworfen, wobei der Blick aufs Wesentliche ab und zu fast verloren geht. Entscheidend sind dabei nämlich vor allem eine lebendige Säure, eine ausgewogene Süsse, ein runder und weicher Körper sowie ein angenehmer und lang anhaltender Nachgeschmack.

Hüten sollte man sich vor überschwänglichen Urteilen, die mit geschmacklichen Übertreibungen punkten wollen. Wer kandierte Wassermelone oder Guavennektar aus dem Kaffee herausschmeckt, mag zwar beeindruckte Blicke ernten. Einen ausgewiesenen Q-Grader oder eine professionelle Q-Graderin macht das aber noch lange nicht aus.

Nadja Schwarz

Kursleiterin Sensorik, Kaffeemacher GmbH
Ausgabe: Salz & Pfeffer 4/2023 / Datum: 29.08.2023


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