Dieses Mal widmen wir uns einem klassischen First-World-Problem, nämlich der Suche nach dem besonders exklusiven Produkt abseits vom kulinarischen Mainstream. Das Zauberwort, das seit einigen Jahren auf immer mehr Etiketten von Rum-, Olivenöl- und Whiskyflaschen, aber auch auf Kaffee- oder Teepäckchen prangt, lautet Single. Single sein ist hip, so scheint es. Entsprechend finden sich auf diversen Produkten Bezeichnungen wie Single Origin, Single Cask oder Single Tree.
Single Cask ist ein Qualitätsmerkmal von Whisky, der dann nur aus einem Fass in limitierte und oftmals nummerierte Flaschen abgefüllt wird. Mitentscheidend für die Qualität des Produkts sind die Vorbelegung des Fasses, die Beschaffenheit des Holzes, der Toastinggrad sowie die Position im Lagerhaus. Oft sind gehypte Single Casks trotz (oder wegen) ihres höheren Preises schnell ausverkauft – während andere Whiskys zu flüssigen Ladenhütern mutieren. Für einen klassischen Single Malt indes werden in der Regel viele 100 Fässer einer Destillerie zu einem Batch zusammengefasst und vermischt, also geblendet, bevor der Whisky abgefüllt wird. Das entspricht dem Bedürfnis der meisten Konsumentinnen und Konsumenten nach einem berechenbar gleichbleibenden Geschmack und keinen Überraschungen: Ein Blend tariert die verschiedenen Geschmacksnuancen in unterschiedlichen Fässern aus.
Unter Speciality-Tea-Fans wiederum geht der Trend hin zu Ancient-Tree-Tees, also solchen aus Blättern von 100-jährigen oder älteren Bäumen. Single-Tree-Tees indes stammen von einem einzigen Baum und bilden dessen Geschmacksprofil ab. Aber es geht noch exklusiver. Länggass-Tee in Bern bietet chinesischen Tee in Single-Wok-Qualität an. Klassischerweise werden alle an einem Tag verarbeiteten Teeblätter nach dem Rösten in der Wokpfanne miteinander vermischt, um unterschiedliche Qualitäten (Terroir) und Nuancen der Röstung (Tagesform des Röstmeisters) auszugleichen. In der Single-Wok-Variante wird nur der Inhalt eines Woks verpackt und mit Ernte- sowie Verarbeitungsdatum versehen. Das Resultat schmecke ehrlicher, sagt Kaspar Lange von Länggass-Tee, es werde nichts geschönt. Eine Verkostung im Vergleich mit dem Blend einer Tagesproduktion derselben Plantage ergab zwar keine gewaltigen Unterschiede, es liessen sich jedoch durchaus subtile, aber interessante Nuancen herausschmecken.
Ob Single Garden, Single Cask, Single Estate, Single Barrel, Single Origin oder Single Wok: Für die Verbraucherinnen und Verbraucher ist es nicht immer einfach zu erkennen, ob es sich bei den Bezeichnungen nun schlicht um gutes Marketing handelt oder ob der Verzicht auf das Blending effektiv einen geschmacklichen Unterschied macht. Entscheidend sind daher eine transparente Kommunikation und die entsprechende Dokumentation der Produzierenden. Um Querverkostungen kommt der Genussmensch aber ohnehin nicht herum: Denn der beste Ratgeber ist immer der eigene Geschmack.