Das Kulturgut Alkohol gerät immer mehr in Verruf. Es ist ein Nervengift, macht abhängig, schädigt die Leber sowie andere Organe und tötet bei Missbrauch zahlreiche Menschen. Im Gleichschritt mit Achtsamkeit, Genderregeln und politischer Korrektheit haben wir uns an irritierende Nachrichten darüber gewöhnt. Umso wohltuender klingt es aus der Forschung: Den Mikroorganismen im Darm schadet Alkohol nicht masslos.
Der Zustand des Mikrobioms, formerly known as Darmflora, ist in der Ernährungsmedizin Gegenstand höchsten Interesses. Daher liegt es nahe, den Einfluss von Alkohol auf die Mikrobiologie des Darms randomisiert und doppelblind zu untersuchen. Die Wahl fiel auf Bier, denn eine vorausgegangene Studie hatte gezeigt, dass die alkoholfreie Variante davon die guten Bakterienstämme der Darmflora boostert – also einen erwünschten Effekt hat. Daher musste (!) eine Gruppe Probanden und Probandinnen täglich eine Flasche Bier mit 5,2 Volumenproduzent Alkohol trinken, die Kontrollgruppe bekam das gleiche Bier mit null Volumenprozent. Regelmässig wurde die Zusammensetzung des Mikrobioms über Stuhlproben untersucht, und siehe da: Die Alkbiertrinkenden zeigten statistisch keinerlei alkoholbedingten Verschlechterungen.
Da fällt mir der Kinderwitz längst vergangener Tage ein: Ein Lehrer demonstriert die Wirkung von Alkohol, indem er einen Regenwurm in ein Glas Schnaps und einen zweiten in ein Glas Wasser legt. Der Wurm im Schnaps ist bald tot, jener im Wasser weiterhin putzmunter. Klein-Beat interpretiert die Beobachtung mit gekonnter Logik: «Wer Alkohol trinkt, hat keine Würmer!» Wegen der deutlichen Promilledifferenzen liegt der Witz eher daneben, zeigt aber doch weitere mögliche Studien auf, mit unklarem Wert zwar, aber mit vorhersehbaren Genussmomenten. Da wäre ich gern Versuchskaninchen.