In meiner Arbeitsstätte haben wir den Luxus einer Cafeteria mit Mittagstisch. Täglich werden hier ein Fleisch- sowie ein vegetarisches oder veganes Gericht angeboten. Jeden Mittwoch gibt es auf der Fleischseite sogar Schnitzel mit Pommes. Klar, so der erste Reflex: Kantine- und Dummfresser können einfach nicht anders.
So barsch muss es nicht gleich sein, wissen wir doch, wie schnell zwangsverordnete Pflanzenkost an mangelnder Verbraucherakzeptanz scheitern kann. Die kürzlich vollzogene Rückkehr zur Currywurst, zugunsten pflanzlicher Nachbauten in der Kantine der VW-Zentrale, ist, zumindest in Deutschland, das bekannteste Beispiel. Der Grund ist einfach: Menschen sind über gelebte, individuelle Essbiografien geschmacksgetriebene Gewohnheitstiere, sodass nach ein paar Wochen Fake doch bitte wieder das Original auf den Tellern landen soll.
Das für perfektes Marketing bekannte Berliner Edelrestaurant Nobelhart und Schmutzig ist nicht für üppige Billigfleischkost berühmt. Immerhin beschloss das hochdekorierte Etablissement dieses Jahr, immer mittwochs Deftiges zu servieren: ein paar Wochen Fettschnitzel, gefolgt vom Hühnermittwoch und dieser Tage Schweinebraten, perfekt zubereitet, weitab von Kantine und Massenfleisch. Natürlich lösen diese Genüsse ganze Assoziationsketten aus und rufen allein beim Lesen abgespeicherte Geschmäcker mit mundwässerndem Potenzial hervor.
Diese kulinarische «Erziehung» unterscheidet sich wohltuend von Moralkeule und Zwang: Willige Gäste laben sich an einer präzisen Schlemmerküche und bekommen eine Vorstellung davon, wie Tierwohl schmeckt. Neben dem offensichtlichen Eigennutzen ist die Botschaft klar: Nachhaltiger, exzellenter Fleischgenuss war, ist und bleibt etwas Besonderes.