Immer wenn es zu bunt wird, muss ein neuer Begriff her. So auch in der langsam überbordenden Craftbierszene. Seit in jeder Garage ein Bier gebraut wird, ist die Lage unübersichtlich. Der Boom erweckt erfreulicherweise manche Brauereien aus ihrem Tiefschlaf, und neben den üblichen Klassikern kommen neue, spannende Kreationen auf die Tresen. Die Vielfalt ist ein Segen, wenngleich ein komplizierter. Die Biere unterscheiden sich von Brauerin zu Brauer, alles schmeckt unbeschreiblich gut, aber im Gegensatz zur Weinwelt gibt es für den Gerstensaft bisher kaum eine sommelierübergreifende Sprache.
Kein Wunder, dass in der Szene derzeit ein Anglizismus die grosse Runde macht, der die Eigenschaften der 1001 Biere unter einen Hut bringen soll: die drinkability. Klingt hip, hipper und deutlich hipster als die wörtliche Übersetzung Trinkbarkeit. Aber: Ist damit nun eine hohe Süffigkeit gemeint oder doch eher die Geschwindigkeit, mit der die Stange weggeputzt werden kann? Die malzige Süsse? Die hopfige Bittere? Oder die prickelnde Säure mancher spontan vergorenen Biere? Vieles davon ist Geschmackssache und die Frage, wie sich Biere auf einer Trinkbarkeitsskala von eins bis 100 à la Parker einteilen lassen sollen, lässt sich kaum beantworten.
Auch der Begriff «süffig» taugt wenig, wenn weitere sensorische Parameter für Biere in Betracht gezogen werden. Etwa die schwachen, aber spürbaren Unterschiede in den Fliesseigenschaften, in der Mundfülle, die sich über Stammwürze und Hefeeigenschaften einstellt, und nicht zuletzt in der Karbonisierung. So kann beim Drinkability-Schnelltest von Weizenbieren der Schuss rasch nach vorn losgehen, wenn der kohlendioxidgespannte Magen seinen Überdruck mit einem lauten Görps und einer raumfüllenden Verbreitung von «Bierosolen» reguliert.