Neulich las ich was zum Thema Kaffee. Ein Interview in einer Zeitschrift, deren Name nichts zur Sache tut, mit einer Köchin, für die Selbiges gilt. Welche Sorte sie denn verwende, am Morgen nach dem Aufstehen. Es ging, das wurde schnell klar, um die Produkte einer bestimmten Schweizer Firma. Deren Kaffeemaschinen findet man auch, samt Kapseln, in vielen gehobenen Hotels. Sie liefern auch dem Autor dieser Zeilen Erfrischung, morgens oder am Nachmittag. Richtig zufrieden ist er aber nie. Kapselkaffee ist auch im besten Falle nur gehobener Durchschnitt. Ein Segen für all jene Lokale, die unter Personalmangel leiden und den Standard ihres bislang scheusslichen Kaffees qualitativ anheben konnten. Für Sterne-Köche aber ist er so, als servierten sie zum Rehrücken aus eigener Jagd Supermarktspätzle.
Und die Hotels? Die Gäste erwarteten Kaffee auf dem Zimmer, sagen die Direktoren. Zumindest auf Fünf-Sterne-Level. Mag ja sein. Aber warum statt Kapselmaschinen nicht Beutel mit echtem Kaffeepulver, die man in die Tasse hängt, aufreisst und mit Wasser überschüttet? Das habe ich so vor zwei Jahren in Singapur bekommen. Oder wieso nicht das System namens Chemex, das es ja auch als Kleinversion gibt und das ich neulich in einem Relais-&-Châteaux-Haus in Nordfrankreich fand? Wasser erhitzen, Kaffee einer kleinen Rösterei in den Filter löffeln, diesen in die coole Glaskanne mit Holzrand platzieren und kurz warten. Das Resultat schmeckt in der Regel besser als die beste Kapselvariante und die Zubereitung macht auch noch Spass. Ob so etwas dem Gast zuzumuten ist? Ja, denn der ist meist nicht so naiv, wie manche Gastronomen und Hoteliers zu meinen scheinen, und Neuem gegenüber aufgeschlossen. Und letztlich geht es ihm, das muss sich auch die Hospitality- Branche klarmachen, zwar auch um Bequemlichkeit, aber ebenso sehr um Individualität.