Vielleicht mögen Gastronomen insgeheim keine Journalisten. Womöglich war ich in der Vergangenheit zu streng bei der Besprechung des einen oder anderen Lokals. Andererseits bin ich ja nicht nur Kritiker, sondern auch normaler Gast, der gern ohne konkreten Testauftrag in hoher Frequenz Gasthaus um Gasthaus besucht. Jedenfalls kann ich die Weihnachts- und Neujahrsgrüsse, die ich von Restaurants in aller Welt bekommen habe, an zwei Händen abzählen. Drei, vier nette Mails, ebenso viele Briefe, dazu ein paar Weihnachtswünsche der einen oder anderen Presseagentur. Verblüffend wenig.
Vom Besuch der Gastronomie hält mich die Leere in Postfach und Briefkasten keine Sekunde ab. Doch ein bisschen traurig bin ich schon – vor allem um die verpassten Chancen. Offenbar ist vielen Wirten noch immer nicht klar, wie wichtig die Kommunikation mit dem Kunden ist. Viele Verantwortliche tun so, als bliebe dem Stamm- oder Hin-und-wieder-Gast auch 2021 nichts anderes übrig, als ausgerechnet bei ihnen erneut zu reservieren. Als wären die persönliche Ansprache, der herzliche Wunsch zum Jahresende, ein Dank für die letzten Besuche überflüssiger Zierrat, Verschwendung von Ressourcen.
Sind sie aber nicht. Im Gegenteil: Kundenbindung wird in Zukunft wichtiger sein als je zuvor. Das Unverwechselbare macht die erfolgreichen Restaurants und Hotels von morgen aus. Dazu muss niemand zwingend eine Agentur engagieren, dazu genügt es, Kontakt zu halten: dann und wann Mails oder Posts mit Neuigkeiten, hin und wieder Briefe mit einem Erfahrungsbericht des letzten Jahres und zwischendurch neue Take-away-Angebote oder Fotos vom gerade angesetzten Sauerteig. Fortgeschrittene bieten Online-Kochkurse an, Anfänger könnten mit der Erstellung einer Gästekartei beginnen. Bis Ostern sollte das zu schaffen sein.
